118 Deutschland unter Conrad I. dem Frauken. Carl den Einfältigen, den Nachfolger Udo's, der von 893—923 über Frankreich herrschte. Dieser hatte sein Erbrecht geltend gemacht und Lothringen in Besitz genommen. Aber Conrad konnte auf dem erstell Zuge gar nichts gegen ihn ausrichten und auf dem zweiten brachte er es mit Mühe dahin, daß Carl das totift Utrecht und Elsaß herausgab. 3. Unterdessen war in Sachsen der Herzog Otto gestorben, und die freundliche Zuneigung der Sachsen gegen Conrad fing an, mehr und mehr zu verschwinden, ja ging in Feindschaft über, als Conrad sich weigerte, Otto's ältestem Sohne Heinrich alle Reichslehen, welche dessen Vater besessen hatte, wieder zu verleihen. Heinrich griff zu den Waffen, Conrad sandte ein Heer gegen ihn ans, das jedoch bei Eres- burg an der Diemel geschlagen wurde. Nun zog Conrad mit der gan¬ zen fränkischen Macht zn Felde und belagerte den Herzog zu Grona (bei Göttingen), wo es zu einem Stillstände kam, der aber von Hein¬ rich nicht lange gehalten wurde. 4. Während dieses Krieges brach ein Aufstand in Schwaben aus, indem die königlichen Cammerboten daselbst, Erchanger und Bertold, welche dort herzogliche Gewalt ausübten, den Bischof Salomo von Constanz überfielen, mißhandelten und gefangen hielten. Sie wurden vor eine Reichsverfammlung geladen und nach dem von derselben ge¬ fällten Urtheile enthauptet. Damit war jedoch die Ruhe in Schwaben nicht hergestellt; Graf Burkard, der Bundesgenosse der Hingerichteten, erwarb sich einen großen Anhang und ließ sich zum Herzoge von Schwa¬ ben wählen. Der König sah sich genöthigt, nicht allein diese Wahl zu bestätigen, sondern auch die eingezogenen Güter der Cammerboten dem neuen Herzoge zu übergeben. 5. Jetzt war noch der Herzog Arnulf von Bayern übrig, welcher den Cammerboten als seinen Anverwandten Hülfe geleistet hatte und sich in völliger Unabhängigkeit vom Könige behaupten wollte. Daher zog Conrad zweimal mit Hceresmacht nach Bayern und zwang feinen Stiefsohn, zuerst in das Gebirge und dann mit Weib und Söhnen aus dem Lande zu den Ungarn zu flüchten. Wahrscheinlich wurden diese von Arnulf selbst aufgereizt, so daß diese Raubholden, nachdem sie schon im Jahre 915, während Conrad in Sachsen, Schwaben und Lothringen fortwährend gegen Empörer kämpfte, mit Feuer und Schwert durch Schwaben, Franken und Thüringen vorgcdrungcn waren, jetzt (917) ihren Plünderungszug auf demselben Wege wiederholten und durch Bayern bis nach Lothringen vordrangen, wo sic schreckliche Ver¬ heerungen anrichteten. 6. So hatte Conrad über sieben Jahre für seine Anerkennung und das Ansehen der königlichen Würde gekämpft und gerungen und das aufgelöste Reich diesseits des Rheines wieder zufammengebracht, sowie die Herzöge, welche nach Unabhängigkeit strebten, unter seiner Oberherrschaft wieder vereinigt; aber er'genoß sein hcrgestelltes und erhöhetes Ansehen nicht lange; denn er starb bald in Folge der im bay¬ rischen Feldzuge erhaltenen Wunden. 7. Beim Herannahen seines Todes zeigte Conrad eine wahrhaft königliche und patriotische Gesinnung; denn er dachte nicht an sein Haus, sondern an das Reich; er war nicht durch Bruderliebe verblen¬ det und schwach, sondern erinnerte sich mit klarer Einsicht dessen, was Deutschland bedurfte. Als sein Bruder Eberhard und andere Große um sein Sterbelager vereinigt waren, sprach er zu ihnen: „Die Zeit