Heinrichs I. Ende. 125 auf seiner Pfalz zu Quedlinburg ein Closter, welches eine Pflanzstätte edler Sitten und hoher christlicher Tugenden für ganz Sachsen werden sollte. 6. Heinrich war in den Kämpfen und Siegen des Lebens geal¬ tert, und sein sonst so kräftiger Körper wurde gebrechlich. Im Herbst des I. 935 hielt er sich in dem waldigen Harze auf, wo er gern dem Waidwerke oblag. Da traf ihn (935) ein Schlaganfall, der zwar nicht tödtlich war, aber ihn mahnte, des Todes zu gedenken und zu ordnen, was ihm in dieser Welt noch zu ordnen blieb. Zuerst dachte er daran, innern Kriegen und Perwirrungen in Deutschland durch Fest¬ stellung der Thronfolge vorzubeugen. Er hatte vier Söhne: Tankmar, der älteste Sohn, war aus einer Ehe geboren, welche die Kirche nichr anerkannt hatte; der zweite, Otto, war geboren, als der Vater nock Herzog war; Heinrich war geboren, als der Vater bereits König war: Bruno, der jüngste, der von Heinrich in einem Alter von vier Jahren dem Bischöfe von Utrecht zur Erziehung übergeben war, hatte sich dem geistlichen Stande gewidmet und lebte nur seinem frommen Berufe und den Wissenschaften. Otto und Heinrich waren beide dem Vater gleich an körperlicher Schönheit sowie an Adel der Gesinnung und ritterlichem Muthe; aber der König wünschte, daß Otto, sein Erstgeborner, in wel¬ chem er einen kraftvollern Sinn und höherstrebenden Geist wahrnahm, als in Heinrich, sein Nachfolger auf dem deutschen Throne werde, wäh¬ rend seine Gemahlin Mathilde für ihren Liebling Heinrich größere An¬ sprüche auf den Thron dadurch begründen wollte, daß ihr Gemahl zur Zeit der Geburt Heinrichs bereits König gewesen sei. Nach reif¬ licher Ueberlegung benef der König alle geistlichen und weltlichen Gro¬ ßen zu einer Neichsversauunlung nach Erfurt und hatte die Freude, daß sein Sohn Otto einstimmig zu seinem Nachfolger bestimmt wurde. 7. Nach der Fürstenversammlung zu Erfurt begab sich Heinrich mit aeringer Begleitung nach Memleben an der Unstrut in der golde¬ nen Aue. Hier traf ihn ein neuer Schlaganfall, und er fühlte, daß sein Ende nähe sei. Bald darauf gab Heinrich in Gegenwart seiner Söhne und einiger vornehmer Sachsen den Geist auf. Kurz vor feinem Hinscheiden rief Heinrich seine Gemahlin Mathilde an sein La¬ gerund sprach dann mit vernehmlicher Stimme: „Ich danke dem Allmächtigen, daß er mich vor dir von dieser Erde abrnft. Ein edleres und einsichtsvolleres Weib, als ich es in dir gefunden habe, ist keinem Manne je zu Theil geworden. Du hast mir stets das Beste gerathcn; du hast mich besänftigt, wenn der Zorn in mir anfloderte; du hast mich zur Gerechtigkeit ermahnt, wenn ich der Stimme der Leidenschaft Gehör zu geben versucht war; du hast mich in meinem rauhen Kriegerleben stets wie ein Engel des Friedens umschwebt und mein Herz den Gefühlen des Mitleids wtd der Mensch- ltchkeit geöffnet. Habe Dank, du fromme und treue Gefährtin meines Lebens, für alles Gute, was du mir erwiesen! Der Allmächtige sei meiner Seele gnädig! Sei¬ nem Schutze und dem Gebete der Gläubigen empfehle ich dich, unsere Kinder und Alles, was rch Liebes auf Erden zurücklasse." Auch Mathilde dankte in tiefer Rüh¬ rung ihrem Gemahl für alle bewiesene Liebe und Treue, dann verließ sie sein Sterbe¬ lager und ging in die Burgkirche, um für das Seelenheil ihres sterbenden Gatten zu br- tcn* Als die hl. Messe, welcher sic unterdeß beigewohnt hatte, beendet war, trat sie, nachdem Heinrich schon verschieden war, in das Sterbegemach. Sie weinte bitterlich, aber trug doch mit Ergebung in Gottes Willen den gewaltigen Schmerz. Zu ihren Lohnen, dee weinend am Lager standen, siech wendend, sprach sie: „Meine theuren Sohne, lchrcibt euch in das Herz, was ihr hier sehet, ehret Gott und fürchtet ihn, der Macht hat, solches zn thnn." ^ )°ar ein Sonnabend, der 2. Juli des I. 936, an welchem König Heinrich endete, nachdem er sein Leben beinahe auf scchszig