227 Heinrichs Anssiaud gegen seinen Batcr Friedrich tl. 3. Bei seinem Abzüge nach Italien (1220) hatte Friedrich den Erzbischof Engelbert von Cöln zum Pfleger seines achtjährigen Sohnes Heinrich, der zum römischen Könige erwählt war, und zugleich zum Reichsverweser in Deutschland ernannt. Engelbert wird bezeichnet als ein Mann von großer Umsicht und edler Denkungsweise, als eine Säule der Kirche und Stütze des Reichs. Nachdem er den jungen König (8. Mai 12221 zu Aachen gekrönt hatte, durchzog er mit ihm das Reich von den Alpen bis zur Nordsee, um die Spuren der Kriegszeiten zu tilgen, der allgemeinen Verwilderung, der Fehdelust und der Willkür der Großen ein Ziel zu setzen. Und es gelang ihm vollkommen, den Frieden im Reiche aufrecht zu erhalten und überall einen geordneten Rechtszustand wieder herzustellen. Den jungen König erzog er mit Liebe wie seinen Sohn und dieser ehrte und liebte ihn wie seinen Va¬ ter. Seitdem aber Engelbert durch einen seiner Verwandten hinterlisti¬ ger Weise (1225) ermordet und Heinrich in ihm seinen treuesten und einsichtsvollsten Rathgeber verloren hatte, neigte er sich immermehr zur Willkürherrschaft und wandte sich von seinem Vater mehr und mehr ab; er wurde üppig und ausschweifend, entfernte seine treuesten Rathgeber und hörte nur auf den Rath von Schmeichlern, welche deren Stelle einnahmen. In Deutschland herrschte nämlich damals große Unzufrie¬ denheit, weil der Kaiser den Reichsstädten die Privilegien und Freihei¬ ten, welche er ihnen früher verliehen hatte, wieder entzog und den be¬ nachbarten Bischöfen und Fürsten verlieh, wodurch sich aus Kosten der Städte die Landeshoheit der Fürsten gesetzlich entwickelte, so daß von da an die monarchische Verfassung allmälig in eine Bundesverfassung überging. Das Murren über diese Beschränkung der Städte wurde in Deutschland immer lauter; der römische König Heinrich stellte sich nun an die Spitze der unzufriedenen Städte und des niedern Adels und er¬ hob (1234) offenen Aufstand gegen seinen Vater. Da kehrte dieser im Frühlinge des I. 1235 aus Italien zurück. Obgleich er im Vertrauen auf sein Recht und auf die deutsche Treue ohne Heer kam, so konnte er doch mit bedeutenden Streitkräften, welche ihm von allen Seiten zuge- führt wurden, seinen Sohn zur Unterwerfung bringen. Dieser warf sich seinem Vater zu Füßen und erhielt auf dem Reichstage zu Worms Verzeihung. Als er sich aber nochmals gegen denselben erhob, wurde er gefangen genommen und nach Apulien in ein festes Schloß gebracht, wo er nach sieben Jahren starb. 4. Während dieses traurigen Geschäftes erwartete der Kaiser zu Worms Jsabella, die Königstochter von England, welche er sich nach dem Tode Jokantha's zur dritten Gemahlin ausersehen hatte. Achtzehn Tage nach Hemrich's Unterwerfung ließ er sie von Cöln, wo sie von den Bürgern auf's feierlichste eingeholt war und sechs Wochen zuge¬ bracht hatte, nach Worms führen, wo in Gegenwart von vier Königen, eilf Herzögen und vieler Bischöfe, Grafen und Ritter (im Juli 1235) mit außerordentlicher Pracht das Vermählungsfest gefeiert wurde. 5. Kurz darauf ging Friedrich nach Mainz, wo einer der größten und feierlichsten Reichstage stattfand, die je gehalten sind. Gegen acht¬ zig Fürsten und Bischöfe und gegen 12,000 Grafen und Ritter hatten sich zu demselben eingefnnden. • Zunächst wurde Hemrich's Absetzung förmlich festgesetzt und die Theilnehmer seiner Empörung zur Rechen¬ schaft gezogen. Dann erfolgte eine dauernde Aussöhnung mit den Wel¬ fen, indem der Enkel Hemrich's des Löwen, Otto der Kleine, die Länder