Sechster Zeitraum. Vom westfälischen Frieden bis zur französischen Revo¬ lution. 1648-1789 Erster Id schnitt. Gis ans Friedrich den Grasten nnd Maria Theresia, 1740. Leopold I., 1038—1703. §. 137. Leopold's Wahl und erster Türkenkrieg. 1. Nach dem Abschlüsse des westfälischen Friedens lebte der Kaiser Ferdinand Hl. noch neun Jahre, in welcher die Ruhe Deutschlands nicht weiter gestört wurde und der Kaiser Alles aufbot, um die tiefen Wunden zu heilen, welche der lange, schreckliche Krieg unserm Vaterlande geschlagen hatte. Nach seinem am 2. April 1657 erfolgten Tode machte der fran¬ zösische König Ludwig XIV. den Versuch, auch die deutsche Krone zu erhal¬ ten, und cs gelang ihm, die drei geistlichen Churfürsten, sowie Bayern für diesen Plan zu gewinnen. Aber die protestantischen Churfürsten, namentlich Friedrich Wilhelm von Brandenburg, bewirkten, daß Fcrdinand's III. from¬ mer und gelehrter Sohn Leopold I. am 18. Juli 1658 auf den deutschen Kaiserthron erhoben wurde, obgleich derselbe erst kaum achtzehn Jahre alt war. Schon in seinen frühesten Kinderjahrcn zeichnete ihn ein hoher Grad der im Kaiserhause einheimischen Frömmigkeit aus; zwei Jesuiten hatten ihn in Sprachen und Wissenschaften so gründlich unterrichtet, daß ihn schwerlich ein Fürst des Jahrhunderts an Gelehrsamkeit übertraf; dabei fehlte es ihm an gesundem Urtheil so wenig, als an natürlicher Herzenögüte. 2. Den ersten Krieg hatte der junge Kaiser gegen die Türken zu führen, welche damals das christliche Europa auf's neue bedroheten. Der Großfürst von Siebenbürgen verband sich nämlich mit dem Kaiser, um sich gegen einen vom Sultan eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Die Un¬ terhandlungen des Kaisers mit dem Sultan blieben erfolglos, und die. türken drangen in Ungarn immer weiter vor. Inzwischen e.litt der Com- mandant der Festung Neuheusel, Graf Forgacz, der sich unvorsichtig aus- derselben hervorgewagt hatte, am 7. Aug. 1663 eine Niederlage bei Bar-' "in, in deren Folge zuerst Neuheusel, dann mehrere feste Plätze fielen, und türkische und tartarische Haufen bis nach Mähren und Schlesien streiften. Das Land wurde verheert, die Kinder an die Wand geschleudert oder mit Säbeln gespalten, oder in Säcke zusammengepackt und auf die Pferde ge¬ worfen, die Männer und Weiber zusammcngekoppelt und mit Peitschenhie¬ ben fortgetricben. Nach der Schlacht bei Barkan versammelte der Großvezicr die Gefangenen und lach der Acnßerung, daß er kein Brod für diese Hunde habe, ließ er sie niedermachen,