38 gen Morgen von hohen Felsen eingeschlossen wird. Ohne diesen wohlthätigen Fluß würde Aegypten nichts als unfruchtbare Wüste seyn. Im Winter hat der Nil das niedrigste Wasser, im Sommer aber tritt er aus und überschwemmt das ganze Thal. Wenn nahmlich auf den hohen Gebirgen von Habe sch oder Abyssinien in den Sommermonaten der Schnee schmilzt, so schwillt der Strom so hoch an, daß er das Uferland auf beiden Seiten unter Wasser seht. Dazu kommt noch, daß in» mittelländischen Meere während der Sommermo¬ nate fast immer ein Nordwcstwind weht, der gerade auf die Mündung des Nils stößt und das ausströmende Wasser zurückhält. Die große Ueberschwemmung, die dadurch entsteht, fängt jedesmahl gegen den Anfang des Augusts an, ^und das ganze Land gleicht bald einem See, aus welchem Städte und Dörfer wie Inseln sich erheben. Im Oktober tritt der Nil wieder in sein Bett, und läßt auf den Feldern einen fetten Schlamm zurück, der den Boden so sehr dünget, daß der Landmann nur zu säen braucht, um reichlich zu ernten. Diese Ueber¬ schwemmung erseht den.Negen, der in Aegypten sehr selten ist, und macht es zu einem der fruchtbarsten Länder. Zweifache, ja sogar dreifache Ernten in einem Jahre sind in Aegypten gar nicht ungewöhnlich. Schon in frühen Zeiten hat die Ersindungskraft der Aegypter die Ueberschwemmung zur Befruchtung des Bodens be¬ nutzt, und schon mehr als iooO Jahre vor Christus war das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um auch die entfernteren Theile des Landes reichlich zu be¬ wässern. Der ganze nördliche Theil von Aegypten dehnt sich bis zum mittelländischen Meere in einer breiter» Fläche aus, und wird von zwei Armen deS Nils wie ein Drei¬ eck umschlossen. Dieser ganze fruchtbare Landstrich soll durch den Sand und Schlamm, den der Nil hier ab- geseht hat, nach und nach gebildet worden seyn. Nur