— 16 — wurden vom Volke oft gradezu als Götter angebetet. Am höchsten galt bei ihnen der Dienst der Sonne, der Gottheit der Unterwelt. Die Unterwelt war ihnen das selige Reich der Todten. Ob Je¬ mand in dasselbe gelangte, hing nach ihrer Vorstellung von der Einbalsamkrung und Beisetzung des Leichnams ab, diese aber wie¬ der von dem Todtengerichte. Dasselbe bestand aus vierzig Richtern, untersuchte die Aufführung des Verstorbenen und entschied, ob sein Leichnam der Beisetzung werth sey oder nicht. Jedem Ankläger stand das Auftreten vor diesem Gerichte frei; doch wurden falsche Anklagen hart bestraft. Hatte das Gericht für die Beisetzung er¬ kannt, so wurde der Leichnam mit einer Art Bergasphalt überzo¬ gen, in Leinwand gewickelt und in einer der unterirdischen Zellen großer Begräbnisse beigesetzt, die Götter der Unterwelt aber wurden gebeten, ihn in ihr Reich aufzunehmen; im entgegengesetzten Falle mußte der Leichnam verwesen: die Priester also entschieden über alle zu hoffende Seligkeit und somit auch über die an das ehren¬ volle Begräbniß geknüpfte Familienehre, hatten also in diesem Wahn¬ glauben des Volkes ein wichtiges Mittel der Herrschaft. Dieser Aberglaube ist nun zugleich Veranlassung geworden zur Errichtung einer zahllosen Menge von Gebäuden, Grabstätten, sowohl unter der Erde, als über derselben. Letztere hießen Pyramiden und waren vorzüglich für die Könige und Priester bestimmt. Solche Begräb- nißanlagen gehen tief in den Berg hinein, haben inwendig eine Menge Gänge, von welchen man durch Treppen in andere Gänge oder auch in Kammern gelangte, und überall sind die Wände mit Bildhauerei bedeckt, in denen alle möglichen Verhältnisse und Thä- tigkeiten des Lebens dargestellt sind. Diese Bildnercien sind über¬ malt, und die Farben sind in diesen bis auf die neueste Zeit unbe¬ rührt gewesenen Räumen noch so frisch, als wären sie von gestern. Freilich herrscht in diesen Mumienkammern fortwährend eine erstik- kende Luft, und ein seiner Mumienstaub steigt bei jedem Tritte aus, so daß es sogar lebensgefährlich ist, in diese volleren Gräber tief einzudringen. Gewöhnlich gelangt man durch 100—15« Fuß lan¬ ge Gänge in Mumienkammern, wo sie zu Tausenden aufgeschichtet sind, so daß nur ein schmaler Weg durch sie zu neuen Gängen führt. Oft muß man sich 20—30 Schritte durch 2 Fuß breite