— 134 Faust zurückkehrt. Der andere Sohn ist Ziu, (auch Er, Ir) etn= händig, der treue Kampfer, der Gott des Krieges. Außer dieser obersten Götterfamilie giebt es noch eine niedere, die besonders über dem segensprießenden Acker und über Regen und Sonnenschein waltet: Ingo und Nerthus und deren Kinder Frouwo (Freya) und Frouwa tFreyja). Von dieser ganzen Götterwelt aber ahnten die Deutschen, daß sie bei dem Weltende einst untergehen und dann ein höherer Geist die Welt bewegen werde, daher glaubten sie, die Welt werde einst im Feuer untergehen und eine neue schönere da¬ raus entblühen. Man bauete den Göttern keine Tempel, sondern verehrte sie in heiligen Hainen und auf besonders geweiheten Berg¬ gipfeln (Brocken, Schncekoppe, Taunus). Die sechs Wochentage (so viel zählte man nur) waren den Göttern geweihet; der Win¬ terwar die heiligste Jahreszeit und hatte darum die höchsten Feste. Dabei opferte man Vieh und Früchte, besonders wilde Pferde, aß das Fleisch und trank aus den Hörnern der Auerochsen zu Ehren der Götter und der Vorfahren. Nur in größten Nöthen wurden Menschen geopfert; diese gewannen aber dadurch die höchste Ehre in Walhalla. Es gab keine besonderen Priester, sondern bei ge¬ meinsamen Opferdiensten wählte die Volksgemeinde aus den Fami¬ lienvätern einen Vorsteher und zwölf Gehülfen; im Hause war je¬ der Familienvater selbst Priester. Sonst beschäftigten besonders die Frauen sich mit religiösen Dingen, mit Wahrsagen, Zaubern, Be¬ sprechen u. s. w. Auch daher mit die hohe Verehrung, die sie ge¬ nossen. Ursprünglich waren alle Deutsche freie Männer. Allein wer im Kriege besiegt wurde, verlor seine Freiheit und wurde der Sklav seines Siegers. Zwischen Beiden mitteninne standen arme, Nahrung- und schutzbedürftige, halbfreie, nach einem bestimmten Vertrage dienende Leute. Erst spät entstand durch Eroberung, Verschiedenheit im Grundbesitz und persönliche Verdienste der Adel. Der freie Mann wohnte, abgesondert von anderen, auf seinem Stammgute (Alod). In der Mitte stand ein hölzernes Haus mit einem Saale, der Heerd war der Ehrensitz der Hausfrau. Wohl¬ habende hatten noch ein besonderes Haus für die Frauen, ein Opferhaus und Wohnungen für die Leute und Sklaven. Ein Gar-