245 — und Herrlichkeit beizutragen. Man wählte selten Kaiser aus mäch¬ tigen Fürstenhäusern; Schatten wollte man, um selber groß zu werden. Die Idee vom römischen Kaiserthume als der Herr¬ schaft über die ganze christliche Welt wurde aufgegeben. Noch einige Kaiser unternahmen Römerzüge, doch mehr zum Staunen und Ergötzen der Italiener, als zur Wiederherstellung der verlore¬ nen Macht. Ja selbst die Krönung durch den Papst ward nicht mehr für nöthig erachtet: der Kurverein zu Reuse setzte fest, der deutsche König sei und bleibe römischer Kaiser durch die Wahl der Kurfürsten (welche bald darauf durch die goldene Bulle auf sieben — drei geistliche von Mainz, Cölln und Trier, und vier weltliche von der Pfalz, Böhmen, Wittenberg und Brandenburg festgesetzt wurden), der Papst habe darüber nicht zu entscheiden, die Wahl zu Frankfurt mache ihn allein zum Kaiser. ES wäre recht gut gewesen, wenn die Kaiser noch die alte Macht gehabt hätten; denn dann hätte man es als einen endlichen Sieg über den päpstlichen Stuhl ansehen können. Allein leider hatten beide, Kaiser so gut wie Papst, ihre Bedeutung ziemlich verloren: die Cardinäle, Bi¬ schöfe und Klostergeistlichen trieben mit der Kirche ein gefährlich Spiel, fromme Päpste wollten weder die Cardinäle, noch Frank¬ reich, das die Wahl regierte; das geistliche Verderben erreichte eine bedenkliche Höhe; die mächtigen Fürsten wollten ebenfalls vom Kaiser sich nichts mehr befehlen lassen, die Städte und kleineren Herren im Reiche lagen in beständigen Fehden, Bündnisse aller Art zu Schutz und Trutz wurden sowohl zwischen den Städten, als zwischen den Rittern geschlossen, und Kampf gab's aller Orten. Aus solchen Zuständen sehnte man sich heraus. Die Deutschen und die übrigen Völker wünschten den Papst lieber in Rom zu sehen, Frankreich wollte ihn in Avignon behalten. Endlich wählten sich 1378 die Römer mit Gewalt einen Papst, die französischen Cardi¬ näle wählten auch einen. So hatte man zwei Päpste zugleich. Auch nach ihrem Tode ging das so fort. Während dieser Kirchen¬ trennung (Schisma) ging vollends noch das Ansehen der Päpste darauf. Die Gegner verbannten und verketzerten sich gegenseitig, spien Gift und Galle gegen einander, machten den gesammten Cle- rus und die damals und auch dadurch sich mehr erhebenden Uni-