von 1648 bis 1789. 63 38. Nur Englands Glück geht raschem Schritt *); Es waltet dort der große Pitt. Im Kriege in Amerika 1762 Gewinnt's von Frankreich Cañada; In Indien siegt es auch zugleich Und gründet dort ein Handels re ich. Blut strömt in beiden Hemisphären; DochEngland herrschtaufallen Meeren. 39. Es wird der offne Ocean Stets mehr des Weltverkehres Bahn, Daß alle Völker werden Brüder, Sie alle Eines Leibes Glieder! — Noch ist der große Tag nicht da, Kommt er auf diesem Weg auch nah'! Noch wird des Blutes viel vergossen, Eh' frisch erblüh'n der Freiheit Sprossen. 40. Schon aber tagt's im Reich der Geister, Vernunft wird düstern Wahnes Meister* 2). Die Höhen röthet schon das Licht, Und Weisheit von den Thronen spricht^). Hell wird's erkannt, daß alle Zeiten Die bessre Zukunft vorbereiten, Und Volk an Volk die Hand sich reicht; — Gott ließ sich keinem unbezeugt! 41. Was Griechen, Römer, Israeliten, Germanen, — Sarazenen bieten, Das Alterthum, die Mittel-Zeit, Hat jetzt die Menschheit schön erneut4). — Was einst sich theilt' in tausend Farben, Es sammelt sich in dichtre Garben, Und endlich strahlt das reine Licht, — Ob's stets sich neu in Farben bricht. 42. Was früh schon Dcmte's Geist ge- ahnet5), Hat weiter sich den Weg gebahnet, Durch Camoens 6), — durch Calde¬ rón 7), Durch Shakspeare, Englands freien Sohn8). Auch Frankreichs Geister sieht man ringen9), — Ob Kön'ge in das Joch sie zwingen, — Und es besiegt des Zweifels Sphäre Rousseau durch's Herz, — durch Geist Voltaire 10). 43. Wenn edles Blut die Glieder führen, Bald wird man's auch im Herzen spüren! Dann wird vom Herzen aus das Leben Den Gliedern neu zurückgegebenn). — Ja, was Europa's Geist gewann, Das eignest Du Dir, Deutschland, an; Verschönt durch des Gemüthes Weihe Giebst Du's den Völkern bald auf's Neue. den« (status quo ante) zurückgeführt werden müsse, und dieß ward zuletzt vollkommen genehmigt. — l) Vgl. Abr. S. 267. 273. 274.— ^) Durch den erweiterten Völkerverkehr nahm der menschliche Geist jetzt sichtlich einen freieren Aufschwung; das 18. Jahrhundert wurde das Zeitalter der Aufklärung; .Aberglaube und Unwissenheit wurden nieder¬ gekämpft und es war nur eine Ausartung dieser Richtung, daß sie dem Unglauben Vor¬ schub leistete. Vgl. Abr. S. 282. 3. 4. 7. — 3) Die aufgeklärten Fürsten dieser Zeit gin¬ gen selbst mitR efo r m en im Staatswesen voran. Str. 45. Abr. S. 281. — ^) Jetzt trat der Einfluß der neueren europäischen Literatur auf allgemeine Menschenbildung immer entscheidender hervor, deren Charakter sich am Frühesten in Italien, »wo sich die man¬ nigfaltigsten Culturelemente, des Orients und Occidents mischten,« entwickelt hatte. Vgl. Abr. S. 181. Weltgeschichte für das deutsche Volk von Schlosser (Kriegk) Bd. X. — b) Der Florentiner Dante (geb. 1265, f 1321) macht als der eigentliche Begründer der neueren Literatur Epoche. Abr. S. 181. — 6) Der Portugiese Camoens (f 1579) ist berühmt als der Dichter des nationalen Epos: »Die Lusiade«. Abr. S. 212. — 7) Calderou (geb. 1600, f 1687) führte das von Lope de Vega begründete spanische Drama auf eine glänzende Höhe. Abr. S. 224. — 8) Shakspeare geb. 1554, s 1616. Vgl. Abr. S. 232. — 9) In Frankreich folgte auf das „siècle de Louis XEV“, in welchem die schöne Literatur dem Hofe dienstbar war, das Zeitalter der Philoso¬ phie, und dieses bereitete die Zeit der Reformen vor (Mignet). — 10) Voltaire geb. 1694, f 1778; Rousseau geb. 1712, f 1778. Vgl. Abr. S. 284. — n) Val. Gesch.-Katech. Mittelalter Per. I. Str. 3.