19 Neunte Erzählung. Das FürstengeschlechL der Luxemburger erhalt das Land. §)es Kaisers zwölfjähriger Sohn, Wenzel, wurde Chur« fürft von Brandenburg, aber Karl selbst führte für ihn die Regierung. Der neue Staat, den er seinem Hause erworben, war ihm sehr lieb und theuer, darum sorgte er wirklich väterlich für das Land. Er ließ viele neue Gebäude aufführen, damit die Menschen nützliche Be¬ schäftigungen fanden; es wurden Flüsse schiffbar gemacht, um den Handel wieder empor zu bringen. Die Straßen¬ räuber sing man ein, und wen man als solchen erwischte, wurde ohne Ansehen der Person an dem ersten besten Baume aufgeknüpft. Karl hielt sich selbst recht viel in der Mark auf. Dann konnte jeder Unterthan zu ihm kommen, um ihm seine Noth zu klagen, konnte es ihm selbst anzeigen, wenn ihm Unrecht geschehen war. Und der Kaiser half, so viel er vermochte, und hielt Ordnung und Recht im Lande mit starkem Arme. Den Richtern schärfte er Unpartheilichkeit ein und gab ihnen einen Siegelring mit der Umschrift: Richtet recht, ihr Men¬ schenkinder! — Unter einer solchen Regierung erholte sich Brandenburg sichtlich. Wir wissen aus jener Zeit, daß damals in der Mark 171 Städte und Schlösser und 1094 Dörfer waren. Ein Scheffel Weizen galt 16, Rog¬ gen und Gerste 10, Hafer 5 Pfennige. Und das Land würde erst in der Folgezeit recht auf¬ geblüht sein, wenn Karl länger regiert hätte; aber leider starb er viel zu früh für die Mark, 1378. Nach seinem Tode wurde sein elfjähriger Sohn Sigismund Churfürst von Brandenburg. Nun gerieth das Reich nicht nur in dasselbe Elend, aus welchem es Karl erlöset hatte; das Unglück wurde vielmehr noch größer. Sigismund war gar nicht in seinem Churfürftenthume, sondern hielt sich in Ungarn auf, dessen König er wurde. In Branden¬ burg regierten Statthalter nach Willkür. Was nur an Geld und Geldeswerth von den Unterthanen zu erhalten war, was man nur verkaufen, oder verpfänden konnte, das packte man ein und sandte es nach jenem fernen 2 *