86 Protestanten auf. Durch die Gefangenschaft seines Schwieger¬ vaters, des Landgrafen von Hessen, persönlich beleidigt, und über das tyrannische Benehmen des Kaisers gegen die Stände erbittert, verschaffte er sich unter dem Vorwände, das wider- spänstige Magdeburg zum Gehorsam zu zwingen, ein Heer, überfiel den Kaiser in Jnsbruck, so daß dieser eilig nach Ita¬ lien entfliehen mußte, und zwang ihn, die gefangenen Fürsten frei zu lassen, und in Passau 1552 einen Vertrag einzugehen, nach welchem die Evangelischen gleiche Rechte mit den Ka¬ tholischen haben sollten. Dieses wurde 1555 durch den Re- ligionsfrieden zu Augsburg bestätigt. Bald darauf übergab Kaiser Karl die Regierung von Deutschland seinem Bruder Ferdinand, der schon früher von den Deutschen als König anerkannt war, und die von den Niederlanden und von Spanien seinem einzigen Sohne Philipp II., zog sich in ein Kloster zurück und starb 1558 im 56. Lebensjahre. Unter ihm wurde in Spanien der Orden der Jesuiten von Ignaz von Loyola gestiftet. §. 45. Die Schweizer Reformation. Die Reformatoren der Schweiz und Stifter der refor- mirten Kirche waren Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Der erstere, geboren 1484 in Wildhaus bei Toggenburg, wurde 1518 als Prediger nach Zürich berufen, predigte gegen den Unfug des Ablasses und veranlaßte 1520 einen Befehl des Rathes an alle Prediger, das Wort Gottes rein und lauter zu predigen. Der Bischof von Konstanz gab ihn beim Pabste als einen Ketzer an; deßhalb wurde in Zürich ein Religions- gespräch gehalten, aus welchem Zwingli siegreich hervorging. Es wurden nun die Messe und die Bilderverehrung abgeschafft, der deutsche Gottesdienst eingeführt, die Klöster aufgehoben und den Geistlichen wurde zu heirathen erlaubt. Die refor- mirte Lehre verbreitete sich schnell durch die Schweiz und es