22 Araber liegen erschlagen in der Ebene, das Lager ist verlassen, der Feind in der Nacht entflohen." Karl ließ die Ueberlebenden ruhig nach Spanien ab- ziehen, weil er Hinterhalt fürchtete. Durch diese glorwürdige Schlacht hat der kräftige Majordom das Abendland vor der Eroberung der Araber be¬ wahrt, und ihm vornehmlich verdanken wir, daß wir noch Christen, und nicht Mohamedaner find. Er bekam von diesem Tage an, weil er Alles mit un- ermüdeter Faust niedergeschlagen hatte, den Beinamen Martell, d. i. der Hammer. Einen noch mühseligeren Feldzug unternahm Karl nun gegen die Friesen, welche die sumpfigen Ufer der Nordsee bewohnten. Sie hatten die fränkischen Gränzen überschritten, und mußten daher gezüchtigt werden. Dies gelang ihm zwar für den Augenblick, aber auf bleibenden Gehorsam war bei diesem freiheitsliebenden Volke nicht zu rechnen. Im Frankenlande war nur von ihm die Rede; nach dem ohnmächtigen Könige (Theoderich IV.) aber fragte Niemand, und als dieser starb, regierte Karl das Reich 4 Jahre lang, ohne einen neuen König wählen zu lassen. Nach seinem Tode 741, in Quierch an der Oise, regierten seine beiden Söhne, Pipin der Kleine und Karlmann, jener in Neustrien, dieser in Australien, gemeinschaftlich, und, nachdem Karlmann, der Welt überdrüssig, ins Kloster Monte Cassino im Neapolitanischen gegangen war, Pipin allein. Auf ihm ruhte ganz der Geist seines Vaters, und sein Körper besaß eine solche Kraft, daß er einst bei einer Thierhetze einem Löwen, der auf einen Büffel gesprungen war, den Kopf mit einem so gewaltigen Hiebe abschlug, daß das Schwert selbst dem Büffel tief in den Nacken fuhr. Da das Volk einen König wünschte, setzte er zwar den letzten Merowinger, Childerich III., einen blöd¬ sinnigen Schwächling, auf den Thron, behielt aber alle Gewalt für sich allein. Nur der Name fehlte ihm zum Könige. Endlich im Jahre 752 erhielt er auch diesen. Er fragte nämlich bei dem Papste — so nannte sich jetzt der Bischof von Rom — an: ob es besser sei, daß der König sei und heiße, der alle Macht und Geschäfte, oder der bloß den Namen desselben besitze? Der Papst (Zacharias) antwortete, wie Pipin es wünschte: „Es scheint mir besser und nützlicher, daß Jener König sei und heiße, der alle Gewalt in der Regie¬ rung hat, als welcher mit Unrecht König genannt wird." Sogleich ließ Pipin den blödsinnigen Childerich nebst seinem Sohne in ein Kloster nach St. Omer bringen, er selbst aber wurde in Soissons zum Köuig ausgerufen, und vom heil. Bonifaz gesalbt. Papst Stephan wiederholte später die Salbung. Mit ihm begann also eine neue Herrscherfamilie, die man die Karo¬ linger nennt, von Karl Martell oder Pipins Sohn, Karl dem Großen. Zweimal ist Pipin über die Alpen nach Italien gezogen, und hat dem Papst gegen die Longobarden beigestanden, die unter ihrem Könige Aistulf wiederholte Einfälle nach Mittel-Italien unternahmen, das Exarchat eroberten, und den Papst (Stephan II.) in Rom bedrängten. Stephan reiste selbst nach Pavia zum Aistulf, um durch Bitten und Geschenke den Krieg abzuwenden, und da dies vergebens war, nach Frankreich. Er traf den neuen König Pipin in Pont-Aon, und bat ihn fußfällig um Hülfe, wobei er ihm den Steigbügel hielt. Pipin zog zwei Jahre darauf über die Alpen, belagerte Aistulf in Pavia, und nöthigte ihn, zu versprechen, den Papst in Ruhe zu lassen. Aber kaum war Pipin zurück, so zog jener wieder bis vor Rom. Ein neuer