84 mehr betritt, indem sie sprach: „Bleibst du am Leben, so wirst du Cardinal; kommst du um, so wirst du ein Kirchenheiliger." Er begab sich (l. August 1589) nach St. Cloud, wo Heinrich III. sein Hauptquartier hatte, verlangte vor ihn gelassen zu werden, überreichte ihm einen Brief, und stach ihm wäh¬ rend des Lesens rasch ein langes Messer in den Leib. In dem ersten Zorn hieben ihn die Anwesenden nieder; der König aber starb noch an demselben Abend, erst 39 Jahre alt, nachdem er die Nachfolge dem Heinrich von Na¬ varra übergeben hatte. 82. Heinrich der Vierte von Frankreich. (Haus Bourbon. Heinrich IV. 1589—1610. Krieg mit der Ligue und Karl X. gest. 1590. Herzog von Mayenne. Treffen bei Jvry. Uebertritt Heinrichs zur katholischen Kirche 1593. Einnahme von Paris 1594. Johann Chatel. Friede mit Spanien in Vervins 1598. Edict von Nantes >598. Herzog von Sully. Maria von Medicis. Ermordung Heinrichs durch Ravaillac 1610.) Da Heinrich III. keine Kinder hatte, und mit ihm das Haus Valois ausstarb, so ging die Regierung an eine Seitenlinie, an das Haus Bour¬ bon über, dessen Haupt jener Heinrich von Navarra war. Heinrich IV., so heißt er als König 1589—1610, war zwar von Heinrich III. auf dem Sterbebette als sein Nachfolger anerkanut worden, aber die Franzosen wollten ihn nicht als solchen annehmen, weil er ein Huge- nott war. Er war damals 36 Jahre alt, stand in der Blüthe der Manns¬ kraft, und schon sein Aeußeres war einnehmend und Vertrauen erweckend. Von träger Ruhe ein großer Feind, war er immer thätig, und gesund und kräftig an Geist und an Körper. Dennoch verwarf ihn die Ligue, und wählte lieber seinen alten Oheim, den Cardinal von Bourbon, den sie Karl X. nannte, zum König. Wollte nun Heinrich nicht auf den Thron verzichten, so mußte er ihn sich erkämpfen. Das hat er auch ritterlich gethan, und fünf Jahre lang mit seinen Gegnern und den Spaniern, die von jenen zu Hülse gerufen waren, Krieg geführt. Karl X., der Schattenkönig, starb schon 1590, worauf Mahcune, der schon an der Spitze der Ligue gestanden hatte, zum Reichs¬ statthalter sich ernennen ließ. Wenige Tage nach des Cardinals Tode trafen beide Heere in der Nähe von Paris, bei Jvry, zu einer Schlacht auf ein¬ ander. Heinrichs Offiziere fragten ihn vor der Schlacht, wohin der Rück¬ zug gehen sollte, wenn das Treffen verloren ginge. Die Antwort war: „Nur über das Schlachtfeld geht unser Rückzug!" Als er nun seine Soldaten ge¬ stellt hatte, und zwei Heere sah, die, obgleich Kinder eines Landes, bereit waren, sich zu würgen, wurde er tief gerührt, und betete mit gen Himmel gehobenen Händen: „Du, Herr, dessen göttliche Blicke durch alle Verstellung dringen, der du mein Herz und das Herz meiner Feinde bis auf den Grund durchschaust, und der du alle menschliche Schicksale in deiner Gewalt hast; wenn du siehst, daß meine Regierung deinen Ruhm und das Wohl deines Volkes befördern werde, wenn du weißt, daß ich keinen andern Ehrgeiz habe, als zu der Ehre deines heiligen Namens und zum Besten dieses Landes etwas beizutragen: so begünstige, o großer Gott, die Gerechtigkeit meiner Waffen. Wenn es dir aber gefallen hat, es anders zu machen, oder wenn du siehst,