111 versteht sich von selbst. *) Egmont und Hoorne aber wurden zum Tode ver¬ urteilt, und als Gründe des Urtheils angegeben: daß sie dem Prinzen an¬ gehangen, den Geusen Vorschub, und in Hinsickt der Verfolgung der Evan¬ gelischen ihre Pflicht nicht gethan hätten, und daher des Verbrechens der be¬ leidigten Majestät schuldig wären. Obwohl Beide das Todesurtheil mit gefaßtem Muthe anhörten, so verlor doch Egmont selbst im Tode (6. Juni 1568) die Hoffnung nicht, und glaubte auf dem Blutgerüste noch an Begna¬ digung. Da ihm aber versichert wurde, daß sein Tod unwiderruflich beschlossen sei, kniete er nieder, sprach ein Gebet, küßte ein silbernes ihm vom Bischof gereichtes Kruzifix, und als er die Worte„Heere, in uwe Handen beveel ik mhnen Geest" (Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist) ausgesprochen hatte, fiel sein Haupt. Nachdem bestieg Hoorne das Gerüste, und litt den Tod, indem er dieselben Worte in lateinischer Sprache betete. Beide Körper wurden in Särge gelegt, die Köpfe aber zwei Stunden lang auf Pfählen dem Anblick der Menge Preis gegeben. Das Volk war tief erschüttert, selbst den rohen spanischen Soldaten traten die Thränen in die Augen, und Alba's Name wurde seitdem in Europa mit Abscheu genannt. Die ausgewanderten Niederländer hatten sich meist nach England oder Deutschland gewandt. Ihres unglücklichen Vaterlandes eingedenk verbanden sie sich, die Spanier zu vertreiben und es sich wieder zu gewinnen. Die in England rüsteten Schiffe aus, mit denen sie auf die spanischen Fahrzeuge Jagd machten. Sie wurden Meergeusen genannt, und endlich gelang es ihnen selbst, sich des Hafens von Briel an der Mündung der Maas zu bemäch¬ tigen (1572). Auch Wilhelm von Oranien und sein Bruder, Ludwig von Nassau, warben Truppen, und versuchten in das Land einzudringen; aber mehrere Jahre vergebens, theils weil sie an den katholischen Nieder¬ ländern keine Theilnehmer fanden, theils weil Alba's Heer und seine Klugheit alle Versuche vereitelte. Denn die spanischen Soldaten waren damals die besten in Europa, und Alba hatte sie überall im Lande vertheilt; auch waren die Truppen der Geusen in sehr schlechtem Zustande. Als aber Alba nach fünf¬ jähriger Tyrannei eine neue und sehr drückende Besteuerung**) den Nieder¬ ländern auflegte, und mit unerbittlicher Strenge die Steuern eintrieb, stand das ganze Land gegen ihn auf, weil er dadurch nicht nur die Evangelischen, sondern auch die Katholischen drückte. Besonders nachdrücklich erklärten sich die nördlichen Provinzen; die Stände von Holland, Seeland und Utrecht er¬ wählten den Prinzen von Oranien 1572 in Dordrecht zu ihrem Statthalter und gaben ihm bereitwillig Geld und Soldaten. Nun erst entstand ein Krieg zwischen den Einwohnern und den Spaniern auf Tod und Leben. Die Kla¬ gen über Alba's Strenge, selbst von Seiten der Freunde Spaniens, wurden *) Als Granvella, damals in Rom, von den Verhaftungen in Brüssel hörte, war seine erste Frage, ob auch Oranien gefangen sei? und da man dies verneinte, so rief er: „Man hat also gar nichts, weil man den Schweigenden entwischen ließ." So wurde Oranien wegen seiner Behutsamkeit im Sprechen genannt. **) Er verlangte von unbeweglichen Gütern den 20., von beweglichen den 10. Pfennig bei jedem Verkauf derselben. Außerdem besteuerte er auch noch das Vermögen mit dem 100. Pfennig. Die Niederländer waren überhaupt gewohnt, die Steuern zu be¬ willigen, selbst zu vertheilen und zu erheben.