179 das schottische Parlament, noch ehe es die Streitigkeiten hatte schlichten kön¬ nen, durch den König ausgelöst worden war. Ader dazu gehörte Geld, und dies konnte er nur durch das Parlament erhalten. Er berief also, so schwer es ihm auch wurde, 1640 nach lljäh- riger Frist ein neues Parlament. Alle Parlamentsglieder kamen mit dem festen Willen, ihm in nichts nachzugeben, und die ganze Verfassung zu än¬ dern. Statt sich also auf die geforderten Geldbewilligungen einzulassen, er¬ hoben sie die bittersten Klagen über die Regierung, so daß Karl es für das Beste hielt, die Sitzungen schnell aufzuheben, und die kühnsten Sprecher in das Gefängniß zu werfen. Er borgte sich Geld von seinen wenigen Freun¬ den, miethete Soldaten, und ging auf die Schotten los. Aber gleich bei dem ersten Zusammentreffen an der schottischen Gränze (bei Newburn sNjubornj 1640) wurden seine Truppen geschlagen, und er mußte mit den Schotten einen schimpflichen Vergleich eingehen. Um aber seine Verlegenheit noch zu vermehren, verlangten die Engländer nun dringend, daß er das Parlament wieder zusammenrufe. Er that es, und kaum war es beisammen, so zeigte es deutlich, daß es entschlossen sei, die bisherige Verfassung ganz umzustür¬ zen, und die königliche, so oft gemißbrauchte Gewalt einzuschränken. Es währte von 1640 —1648, und wird daher das lange Parlament ge¬ nannt. Der Graf Strafford, der Bischof Laud und andere Räthe des Königs wurden als Staatsverräther aus Leib und Leben angeklagt, und ins Gefängniß geführt, alle Beschlüsse des Königs seit den letzten Jahren für nichtig, das Ton¬ nen^ und Pfundgeld für ungesetzmäßig erklärt, die wegen politischer Meinungen gefangen Gesetzten befreit, und die neue Liturgie abgeschafft. Karl war viel zu ohnmächtig, dies Alles hindern zu können; er glaubte sich im Gegentheil durch Nachgiebigkeit retten zu können; aber sie half ihm jetzt nichts mehr, da es um seine Achtung geschehen war. Strafford wurde nun zum Tode verurtheilt, ob er gleich ein so anerkannt trefflicher Mann war, daß ihm ein vor hundert Jahren lebender Geschichtschreiber*) das Zeugniß giebt: „Nie hat ein Mann auf einem solchen Schauplatze mit größerer Weisheit, Standhaftigkeit und Beredtsamkeit, mit mehr Vernunft, Beurtheilung und Mäßigung und mit besserem Anstande in Worten und Handlungen eine solche Rolle gespielt, als dieser große und treffliche Mann." Ungeachtet er sich gründlich vertheidigte, so war doch den Feinden des Königs zu sehr an seinem Tode gelegen, als daß er hätte können losgesprochen werden. Als er auf dem Blutgerüste stand (1641), sprach er zu den Umstehenden: „Nun trete ich meinen Tod an. Ein Streich wird meine Gattin zur Wittwe, meine geliebten Kinder zu Waisen machen, und mich von meinem guten Bruder und allen meinen Freunden trennen. Aber Gott sei mit euch in Allem. Ich danke Gott, daß ich den Tod nicht fürchte, sondern mein Haupt jetzt eben so freudig niederlegen kann, als ich es jeden Abend aufs Ruhekissen gelegt." Laud saß noch einige Jahre im Gefängnisse, als wenn man ihn vergessen hätte, endlich mußte der 72jährige Greis, trotz der beredtesten Vertheidigung und der Versicherung seiner Unschuld, das Blutgerüst besteigen. „Vielleicht," dachte Karl, „werden die Schotten nachgiebiger sein." Er reiste nach Edinburg, und versammelte hier ein Parlament; aber er :) Whiteloke. 12*