355 in den täglichen und nächtlichen Schmausereien, in der zügel¬ losen Freiheit, die bei denselben herrschte, ein hinreichender Grund zur fortdauernden Anhänglichkeit an dem alten Götzendienste der Väter. So war das junge Christenthum überall von Feinden umlagert. Unter den römischen Kaisern war Nero der erste blutige Christenverfolger. Die römischen Geschichtschreiber berichten von ihm, daß er (64 nach Chr.) die Stadt Nom, welche mit ihren vielen alten Häusern und krummen Straßen ihm nicht gefiel, an mehren Stellen zugleich anzünden ließ, um sie neuer und schöner herzustellen und ihr seinen Namen „Neropolis", d. i. Nerostadt, zu geben. Sechs Tage und sieben Nächte dauerte der Brand. Als das Feuer am verderblichsten wüthete, sah man den Kaiser auf der Zinne seines Palastes im prunkenden Ge¬ wände eines Saitenspielers, der zum Klange der Leier die Ein¬ äscherung Trojas besang! Obwohl die Römer von ihren Kaisern bereits das Schlimmste ertragen gelernt hatten, so erweckte doch diese muthwillige Barbarei eine sehr bedrohliche Stimmung. Da verfiel Nero, um das Gehässige der That von sich abzuwälzen, auf ein höchst boshaftes Mittel. Er ließ Unschuldige, und zwar die in Rom nicht beliebten Christen, als die Urheber dieses Brandes aufgreifen und eine zahllose Menge derselben hinrich¬ ten. Ihre Marter waren ihm nun ein eben so angenehmes Schauspiel, wie vorher der Brand der Stadt. Viele wurden gekreuziget, andere in Thierhäute gesteckt und von Hunden zer¬ rissen, noch andere mit brennbaren Stoffen bedeckt, sodann bei der Nacht wie große Fackeln angezündet und zur Beleuchturig der kaiserlichen Gärten verwendet. Nero gab hierbei zur Belu¬ stigung des Volkes Spiele und stellte in eigener Person öffent¬ liche Wettfahrten an. Das trieb er so lange, bis endlich trotz der großen Abneigung gegew die Christen das allgemeine Mit leid für sie rege ward. Auch die Apostel Petrus und Paulus traf seine Verfolgung. Ersterer wurde jenseits des Tiberflusses gekreuziget, Paulus aber, als römischer Bürger, enthauptet. 23*