2 An die Stelle der entarteten Römer trat nunmehr ein zwar noch rohes, aber unverdorbenes Volk in jugendlicher Kraft und grün¬ dete über den Trümmern des von seiner stolzen Höhe gestürzten Reiches neue selbständige Staaten, von denen sich einige bis auf den heutigen Tag erhalten haben. Dieses merkwürdige Volk sind die Germanen. Zu diesen aber rechneten die Römer nicht bloß die Bewohner des jetzigen Deutschlands, zwischen der Donau, dem Rhein, dem nördlichen Ocean und der Weichsel; sondern auch die Völker in dem heutigen Belgien, Holland, Dänemark, Norwegen, Schweden, Liesland und Preußen, weil sie alle in Gestalt, Sitten und Sprache einen gemeinsamen Ursprung an¬ kündigten. Wir finden die Germanen nicht eher, als um das Jahr 113 vor Chr. in die Geschichte eintreten. Schon die erste Erschei¬ nung ihrer hereinbrechenden Horden, Cimbern und Teutonen genannt, erregte bei den Römern Schrecken und zugleich Ver¬ wunderung. Darum ward der Sieg des Manns über sie so hoch gefeiert. Nach diesem Siege schweigen alle Nachrichten von ger¬ manischen Völkern bis auf Julius Cäsar. Zweimal setzte dieser über den Rhein und drang verwüstend in Deutschland, doch jedesmal ohne bleibenden Erfolg. Aufgeschreckt durch den Auf¬ stand der ergrimmten deutschen Völker stoh er in hastiger Eile über den Rhein zurück und suchte am jenseitigen Ufer Schutz 'und Sicherheit. Seit der Eroberung Galliens, welche die Römer zu Grenznachbaren der gefürchteten Deutschen machte, wurden auch die Kriege unter ihnen immer häufiger und gefährlicher. Wiederholt überschritten die Römer siegreich die Ufer des Rhein, hier bis an die Elbe, dort tief die Donau hinunter; jedoch alle ihre Einfälle waren mehr schreckende Streifzüge, als bleibende Eroberungen. Die Deutschen wichen nur der Uebermacht und ließen den Siegern nur Schlachtfeld und Lager, nicht aber des Landes Freiheit. Bald kehrten sie verstärkt an Zahl und mit neuem Muthe furchtbar aus ihren Wäldern zurück und überfielen und verfolgten die erschrockenen Römer. Diese sahen sich sogar