8 Hatte sich die Volksmenge irgendwo zu sehr angehäuft, so daß der heimathliche Boden sie nicht mehr ernähren konnte, oder drängte sonst eine Noth; so wanderten ganze Stämme aus und erkämpften sich in fremden Ländern neue Niederlassungen. Dem Zuge der Männer folgten dann Weiber und Kinder auf unzäh- lichen Karren nach. Diese Karren dienten zugleich zur Deckung des Lagers, indem sie es kreisförmig umgaben. Vor dem An¬ griffe ertönten kriegerische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde wurden schrecklich dröhnend an einander geschlagen, und mit einem fürchterlichen Geschrei, Barit oder Bardit genannt, eröffnete sich der Kampf. Von der Wagenburg herab, ihm im Rücken, vernahm der Mann im heißen Schlachtgetümmel der Kinder Geschrei, der Weiber erweckenden Zuruf. Pflege der Verwundeten, Erquickung und Aufmunterung der Gesunden war der Weiber Geschäft. Kein Wunder, wenn der Mann im Ange¬ sichte der theuersten Unterpfaude seiner Liebe so begeistert focht; wenn das Flehen der Weiber und das Gewimmer der Kinder schon wankende Schlachtreihen wieder flehend machte. Nicht zur Abwehr allein, auch zum Unterhalte, selbst zur Lust führten sie Krieg. Arme aber kriegcslustige Jünglinge, die ein reich belohntes Leben in Waffen der mühsam und dürftig lassenden Feldarbeit vorzogen, schlossen sich an den Vorsteher des Gau oder an einen anderen vornehmen Anführer und boten ihm ihren Arm zu jedem Unternehmen dar. Und weil er als Anführer vor dem Heer zog, führte er auch den Namen Herzog. Sie folgten ihm auf allen Zügen und waren ihm auf Leben und Tod verbunden. Des Anführers Gefangenschaft oder Tod überleben, wäre ein ewiger Schimpf gewesen. Der Anführer sorgte für Waffen und Lebensunterhalt seiner Genossen, die er auch im Frieden nicht auseinander gehen ließ, sondern als ein stets schlagfertiges Heer um sich hatte. Eine solche kriegerische Genossenschaft nannte man Gefolge; sic war einem stehenden Heere vergleichbar. Man kann denken, daß dem Anführer einer solchen Genossenschaft Krieg und Abenteuer erwünscht sein muß-