138 mes und alle Erscheinungen ähnlicher Art galten für Andeu¬ tungen und Weisungen zu dieser neuen Völkerwanderung. Mit dem Volke rüsteten sich zugleich die Fürsten und die ganze Rit¬ terschaft. Aber diese rüsteten sich für den Eifer des Volkes viel zu langsam. Ihre besonnene Vorbereitung schien diesem nur tadelnswerthe Zögerung. Daher vereinigte es sich in großen Scharen unter selbst gewählten Anführern. Schon im Mai des Jahres 1096 brach Peter der Ein¬ siedler an der Spitze eines bunt zusammengesetzten Haufens von etwa 15,000 Mann auf, der sich nach und nach bis zu 80,OM vermehrte. Da Peter den Haufen für sich allein zu groß fand, so überließ er einen Theil desselben der Führung seines Freun¬ des Walther, eines burgundischen Ritters, der gewöhnlich Walther von Habenichts genannt wurde, weil er sein gan¬ zes Vermögen für die Heerfahrt aufgeopfert hatte. Dieser bil¬ dete mit 20,000 der Ungeduldigsten den Vortrab. Ihren Weg nahmen sie über Deutschland und Ungarn nach Constantinopcl, welches zum allgemeinen Sammelplätze bestimmt war. Die ersten Theilnehmer waren fast nur Italiener und Franzosen. Die Deutschen schlossen sich erst später an und spotteten An¬ fangs über die Thorheit dieser Abenteurer, welche das Gewisse dem Ungewissen aufopferten. - Das Schicksal dieser Menschen war höchst traurig. Ohne Mundvorrath, ohne alle Zucht litten sie bald Mangel und plün¬ derten und raubten in den Gegenden, durch welche sie zogen. Das reizte die Mißhandelten zur Gegenwehr. Tausende wur¬ den erschlagen. Nur ein kleines Häuflein kam unter Anführung des Ritters Walther bei Coustantinopel an und war froh, daß der griechische Kaiser Alexius ihm erlaubte, vor den Thoren der Stadt ein Lager aufzuschlagen, um die Ankunft Peter's abzu¬ warten. Endlich langte auch dieser an. Auch seine Scharen hatten unterwegs gleiches Schicksal erlitten; auch sie waren zu Tausenden von den entrüsteten Bewohnern des Landes, durch welches sie zogen, erschlagen worden.