172 Freude, als Philipp August von Frankreich. Sogleich siel er über dessen englische Besitzungen in Frankreich her. Auch unter¬ stützte er Richard's nichtswürdigen Bruder Johann (der, weil ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, Johann ohne Land'genannt wurde), damit dieser die Krone Englands er¬ halte. Aber der größte Theil der Engländer verabscheucte Jo¬ hann und sehnte sich nach Richard zurück. Endlich wurde ihre Sehnsucht auch erfüllt. Als nämlich der Papst dem Kaiser mit dem Banne drohete, wenn er seinen königlichen Gefangenen, der als Kreuzfahrer unverletzlich sei, nicht losließe, und als auch die Reichsfürsteu seine Loslassung in entschiedenem Tone forderten, so mußte er sich endlich bequemen. Er ließ sich aber ein Löse!- geld von beinahe zwei Millionen Thalern zahlen. So entkam Richard seiner fast zweijährigen Gefangenschaft*) und eilte nach England zurück. Keiner erschrak mehr als Johann. Er erhielt diese Schreckensnachricht von seinem Bundesgenossen Philipp August, mit den Worten: „Nehmet euch in Acht, der Teufel ist wieder los!" Voll ängstlicher Besorgniß warf er sich seinem an¬ kommenden Bruder demüthig zu Füßen und bat um Verzeihung. Richard verzieh ihm großmüthig. Nun wandte er sich gegen die Franzosen, welche die Normandie angegriffen hatten, und besiegte sie in einer entscheidenden Schlacht. Bald darauf aber wurde er bei der Belagerung eines festen Schlosses durch einen Pfeilschuß schwer verwundet. Er starb an dieser Wunde. Vierter Kreuzzug. — Ungeachtet des fruchtlosen Er¬ folges dieses Kreuzzuges kam elf Jahre nachher auf Betrieb des Papstes Jnuocenz III. ein vierter zu Staude. Im Jahre 1202 schiffte sich ein zahlreiches Heer zu Venedig ein. Dieses rückte vor Coustantiuopel und nahm die Stadt mit Sturm. Der Graf Balduin von Flandern wurde zum Kaiser eingesetzt. So wurde das sogenannte lateinische Kaiserthum gegründet, *) Die Volkssagc und die mittelalterliche Dichtkunst hat diese Haft und die Entdeckung von Richard's Kerker durch den Sänger Blon- del romantisch ausgeschmückt.