180 digcn Gedanken, die deutsche Krone einem Ausländer anzutragen. Und selbst darin waren sic unter sich nicht einig. Eine Partei wählte Richard von Cornwallis, den Bruder des Königes von England, die andere Alfons von Castilien (in Spa¬ nien). Beide hatten, bloß durch den Schimmer angelockt, welchen die Reichskrone auch jetzt noch- wo sic ein leerer Name gewor¬ den war, verbreitete, den Wahlfürsten vieles Geld geboten. Richard soll sogar mit zwei und dreißig achtspännigen Geldwa¬ gen herübergekommen sein. Er wurde zu Aachen feierlich ge¬ krönt. Doch sein Ansehen dauerte nur so lange, als sein Geld. Bloß dreimal besuchte er Deutschland, und zwar immer nur auf kurze Zeit; Alfons hingegen ist nie in Deutschland gewesen. Willkür und rohe Gewalt griffen auf eine schauderhafte Weise um sich. Jeder suchte an sich zu reißen, was er nur immer konnte. Es war ein Krieg Aller gegen Alle; kein Gesetz, kein Recht mehr, weder Sicherheit des Eigenthumes noch des Lebens. Das ganze Land war fast eine einzige Räuberhöhle geworden. Diese Zeit allgemeiner Unordnung und Zerrüttung, vom Jahre 1256 bis 1273, wo Deutschland so gut als gar keinen Re¬ genten hatte, pflegt man das Interregnum oder Zwischcn- reich zu nennen. Konradin. — Untergang der Hohenstaufen (1268). Das traurigste Schicksal erlebte um diese Zeit der letzte Sprö߬ ling der Hohenstaufen, Konradin. Er war der Sohn des Kaisers Konrad IV., und führte, weil er noch ein Kind war, den Namen Konradin, d. i. Konrädchen. Der junge Prinz wurde von der Mutter in Schwaben erzogen, währenddem Oheim Manfred das Königreich beider Sicilien für ihn verwaltete. Auf ein voreiliges Gerücht von Konradin's Tode ließ er sich selbst die Krone von den Rcichständen übertragen ohne Einwilligung seines Obcrlehnsherrn, des Papstes. Und um sich in seiner Herrschaft zu befestigen, knüpfte er Verbindungen an mit Griechen¬ land, so wie mit Spanien, indem er seine Tochter mit Peter von Aragonien vermählte. Um nun Manfred's wachsende Macht