215 selbst starb bald nach dieser Wahl und nun folgte ihm Tra¬ janus als Alleinherrscher (98—117 n. Ehr.). Durch seine Kraft und Milde, Güte und Bescheidenheit, Einsicht und Gerechtigkeit erwarb er sich die Liebe und Be¬ wunderung der römischen Welt in dem Grade, daß ihm der Senat den Beinamen „der Beste" ertheilte, und noch nach zweihundert Jahren bestiegen die neugcwählten Kaiser den Thron unter dem Glückwunsch: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajanus!" Alle Tugenden, die den Herrscher, Feld- Herrn und Menschen zieren, übte er in gleichem Grade. Die Majestätsverbrechen hörten auf; der Senat erhielt Freiheit der Berathungen. Der Kaiser selbst unterwarf sich den Gesetzen und beförderte dadurch auch in allen Bürgern die Achtung vor Gesetz und Recht. Jedem Bürger gestattete er freien Zutritt; die Provinzen beschützte er vor Bedrückung der Beamten; die Armen unterstützte er, indem er 5000 arme Kinder aus eigene Kosten erziehen ließ. Aber auch den Ruhm der Waffen suchte Trajanus; er glänzt als Held und Eroberer. Er unternahm einen Kriegs¬ zug gegen die Dacier (in der Moldau, Walachei und in Sie¬ benbürgen), deren König Deccbalus dem römischen Reiche unter Domitianus einen Tribut auferlegt hatte. Trajanus befreite Rom von dieser schmählichen Abgabe; Decebalus mußte seine Hauptstadt erobert, seine Festungen geschleift und einen Thcil seines Landes von den Römern besetzt sehen (103 n. Ehr.). Als er sich dann, dem Friedensvertrage zuwider, heimlich mit Nachbarvölkern gegen die Römer verband, zog Trajanus zum zweiten Male gegen die Dacier. Auf diesem Zuge baute er (in der Nähe der heutigen Stadt Czernetz in der Walachei) über die Donau eine steinerne Brücke, die aus 20 steinernen Pfeilern ruhte und 2500 Fuß lang war. Dann drang er tief in Dacien ein und bedrängte den Decebalus so, daß dieser sich selbst das Leben nahm (106 n. Ehr.). Von da an war Dacien römische Provinz. Seine Siege über die Dacier feierte Trajanus durch glän¬ zende Triumphe und Feste, bei denen in 123 Tagen 11,000