Das Soldatenkaiserthum. 133 Lonaparte ordnet die Republiken; wird als Napoleon I. Kaiser der Franzosen (18. Mai 1804). 8 348. Die Schweizer ertrugen die Direktorialverfassung nur so lange, als eine französische Armee im Lande stand. Als diese in Folge des Luneviller Friedens abzog, begann der Parteikampf und stei¬ gerte sich bis zum Bürgerkriege. Da ließ Bonaparte 15,000 Mann 1803. einmarschieren und gab als Vermittler eine neue Verfassung, durch Schweizerl- welche er die Rechtsgleichheit sicherte, den 13 alten Kantonen sechs neue, aus ehemaligen Vogteien geschaffene: Thurgau, Aargau, Tessin, Waadt, Graubünden und St. Gallen beifügte, in der Bundes¬ versammlung (Tagsatzung) aber den größeren Kantonen keine überwälti¬ gende Stimmenzahl einräumte. Das Wallis jedoch schlug er als Departement des Simplón zu Frankreich und ließ sich 18,000 Schweizer in seine Kriege stellen. 8 349. Er gab auch der ligurischen Republik eine neue Verfassung, ebenso der in eine italienische umgctauften cisalpini- schen und ließ sich zu deren Präsidenten ernennen; dem Erbprinzen von Parma bestimmte er das neue Königreich Etrurien (1807 zog er es wieder ein), Parma, Piacenza und Guastalla aber ver¬ einigte er mit Frankreich; von Spanien ließ er sich Louisiana am Missisippi abtreten (verkaufte es aber 1803 an die nordamerikanische Republik, als der Krieg mit England wieder ausbrach). 8 350. In Frankreich ordnete er Verwaltung und Finanzen, baute Straßen und Kanäle, gab der Gewerbthätigkeit neues Leben, er¬ laubte allen Emigranten, welche nicht gegen Frankreich die Waffen ge¬ tragen, die Heimkehr, und führte durch das Konkordat vom 15. August 1801 Frankreich in die Reihe der katholischen Staaten zurück. Er organisierte auch den öffentlichen Unterricht und führte ein neues Gesetzbuch sowie einen Verdienstadel ein, indem er den Orden Code Na- derEhrenlegion stiftete und ausstattete; republikanische Oppositions- männer aber entfernte er aus dem Senate und Tribunale. Am 2. August 1802 ließ er sich zum lebenslänglichen ersten Konsul ernennen und zeigte damit sonnenklar, daß er eben so wenig an die Wiederher¬ stellung des Throns der Bourbonen als an die Erhaltung der Republik denke; deßwegen verschworen sich fanatische Republikaner und Royali¬ sten gegen ihn, büßten aber ihr Unternehmen durch Guillotine oder De¬ portation. Gegen Ende des Jahres 1803 kamen mit Wissen der engli¬ schen Regierung (welche am 18. Mai 1803 den Krieg wieder erklärt hatte) eine Anzahl royaliftischer Verschwörer, unter ihnen Pichegru, über den Kanal, wurden aber mehrentheils verhaftet und guillotiniert (Pichegru fand man im Gefängnisse erhängt). Aus Rache ließ Bo- naparte den jungen Prinzen von Enghien (Konde) in dem badischen Städtchen'Ettenheim Nachts aufheben, nach Paris bringen und in 180i am dem Festungsgraben von Vincennes erschießen. 22.März. 8 351. Bald darauf ließ sich Bonaparte durch Volksabstimmung als Napoleon I. zum Kaiser erwählen und am 2. December 1804 in Paris von Pius Vif. krönen. Er hatte also das von den französi¬ schen Königen, besonders Ludwig XIV. angestrebte Ziel, den Vorrang Frankreichs in Europa, errungen und der neue Kaiser war auch ent-