Rom unter den Königen 61 Romulus und Remus, welche Amulius in bet Wildniß am Tiberfluß aussetzen ließ, damit sie umkommen sollten. Sie wurden aber von einer Wölfin gesäugt, von dem Hirten Faufinlus gefunden, nach Hause genommen und erzogen. Sie wuchsen zu füllten Jünglingen heran und als sie ihre Abstammung erfuhren, erschlugen sie den Amulius und setzten ihren Gro߬ vater Numitor wieder auf den Thron. Er überließ ihnen die Gegend, wo sie als Kinder waren ausgesetzt worden, und hier erbauten sie auf dem palatinischen Hügel eine kleine Stadt, welcher sie den Namen Rom gaben. In dem Streite über den Vorrang erschlug Nomulus den Remus, weil derselbe über die niedere Stadtmauer spottete, und wurde der erste König der Römer. Roumlns. Die Sage erzählt weiter: Romulus machte seine menschenarme Stadt zu einem Aiyl für Flüchtlinge aus den benachbarten Völkerschaften, daher konnte der Ruf der Bürger Roms nicht der beste sein, und weiger¬ ten sich die Nachbarn ihre Töchter nach Nom zu verheiraten. Da ver¬ anstaltete Romulus Festspiele, zu welchen auf seine Einladung die Be¬ wohner der benachbarten Städte nach Nom kamen; als aber aller Auf¬ merksamkeit auf die Kampfspiele gerichtet war, raubten die jungen Römer auf ein gegebenes Zeichen die schaulustigen Töchter. Des¬ wegen entstand Krieg; Romulus besiegte die Bürgerschaften der kleinern Städte, die einzeln augriffeu, und verpflanzte sie nach Nom. Den ge¬ fährlichen Kampf mit den Sabinern verhinderten die geraubten Sabi¬ nerinnen, indem sie bittend zwischen die Schlachtreihen der Sabiner und Römer traten. Ein Theil der Sabiner übersiedelte nach Rom und baute sich Häuser auf dem quirinalischeu Hügel, so daß die Macht der jungen LKadt sich verdoppelte. Romulus theilte das römische Volk in drei Tribus und jede Tri¬ bus in zehn Curien. Die Tribus stellte 1000 Fußgänger und 100 Reiter, das Heer des Romulus bestand demnach aus 3300 Mann. Dem Stande nach war das römische Volk in Patricier (Edle) und Plebejer (Gemeine) eiugetheilt. Die Patricier (Patricii, Patres) schieden sich in Geschlechter (gentes), deren zehn eine Curie bildeten. Aus ihnen erwählte der König den aus 200 Mitgliedern bestehenden Rath (8e- natns), mit welchem er über alle wichtigen Angelegenheiten verhandelte. Die Bürgerversammlung (comitia) bestand aus den nach Curien aufgestellten Patriciern (eoinitia curiata). Der König vereinigte in seiner Person die Würde des Oberprie¬ sters, Feldherrn und Richters. Er trug einen Purpurmantel, einen elfenbeinernen Scepter mit einem Adler auf der Spitze und einen Kranz von goldnem Eichenlaub. Vor ihm her schritten zwölf Lictoren (Gerichts¬ diener), deren jeder einen Bündel Ruthen, aus deren Mitte ein Beil her¬ vorragte, in dem Arme trug, zum Zeichen, daß der König als Richter körperliche Züchtigung und die Todesstrafe zu verhängen das Recht habe. Romulus, als (Lohn des Gottes Mars, starb nicht wie ein anderes gewöhnliches Menschenkind, sondern wurde während eines Gewittersturmes in den Himmel unter die Götter entrückt; er erschien nachts einem Römer und befahl ihm, dem Volke zu sagen, Romulus verlange, daß er unter dem Namen Quirinus als Schutzgott der Römer, deren Ehrenname Qui¬ rlten lautete, verehrt werde.