25 ungebeugt durch der Gattin und des Sohnes Verlust, allein dem Vater¬ lande hold, ausgeharrt bis an sein Ende. Und dies ist eine Herrlichkeit des deutschen Volkes vor aller andern im Anbeginne unserer Geschichte." II. Die römischen Kaiser. 8- 1. Augustus Octavianuö und sein Haus. Als Brutus nach der unglücklichen Schlacht bei Philippi mit seinen Freunden in einer Bergschlncht auf der Flucht ausruhte und den Blick zu dem mit Sternen bedeckten Himmel richtete, rief er aus: „Zeus, nicht entflieh' dir dieses Unheils Schuldner!" Den Antonius erreichte die Strafe des Himmels zuerst; doch auch Augustus sollte ihr nicht entgehen. Im Besitze der höchsten Gewalt und Herr beinahe der ganzen damals bekannten Welt, war sein häusliches Leben friede- und freudelos an der Seite eines Weibes, das, eben so schön und geistreich als herz- und lieblos, nur ihrem Stolze und der Begierde lebte, sich und einen gemüthsverwandten Sohn zu erheben und groß zu machen. Dieses Weib wa^ Livia Drusilla, die Gemahlin des Se¬ nators Tiberius Claudius Nero, mit welcher Augustus sich ver¬ mählte, nachdem er die edle Scribonia verstoßen hatte. Eine lange Reihe von Jahren bereitete sie in ausdauernder heimlicher Tucke ihrem Stamme die Herrschaft vor, und ihren listigen Ränken gelang es, den Augustus von seiner ganzen Familie zu trennen. Sie brachte zwei Söhne in sein Haus, den liebenswürdigen Drusus, den bereits viel Genannten, und Tiberius, welcher schon in seiner Jugend ein finsteres, verschlossenes Gemüth und die schlechtesten Sitten unter feinem und geschmeidigem Be¬ tragen zu verbergen wußte. Der Plan der Livia ging dahin, ihm — nach Drusus' Tode — die Nachfolge auf dem Throne zu verschaffen; ein Plan, dem nun freilich Julia, die Tochter des Augustus und der Scribonia, im Wege stand, die deshalb als Kind schon von der Stief¬ mutter, obschon stets unter der Maske der freundlichsten Fürsorge, auf das Tätlichste gehaßt wurde. Augustus vermählte seine Tochter Julia mit dem jungen Marcellus (dem Sohne seiner Schwester, der jüngeren Octavia), welchen er zum Erben seiner Macht bestimmt hatte. Allein Marcellus starb plötzlich in seinem 28sten Lebensjahre, seiner herrlichen Eigenschaften wegen von dem römischen Volke allgemein beklagt, und von Augustus, der ihn wie einen Sohn liebte, wahrhaft väterlich beweint. Julia, erst 17 Jahre alt, war nun Erbin des Kaisers. Schön und liebenswürdig, vom Volke geehrt und geliebt, besaß sie einen trefflich