82 Die wir mit des Säuglings Lust Hängen an der Mutter Brust, Uns in diesem Thau der Gnaden, Uns im Geiste rein zu baden. Laß in Einfalt wahr und rein Unser frommes Loblied sein; Daß wir für die Lebensspeise Deiner Werke, dir zum Preise, Singen, dir, dem starken Sohn, Im vereinten Liedeöton. Auf denn, auf, ihr Christgebornen, Ans, du Volk der Auserkornen, Schwinge dich, o Friedenschor, Zu des Friedens Gott empor! V. Die Völkerwanderung. 8 l Völkerbündniffe der Deutschen. Beginn der Be¬ wegung. In dem erwachenden Bewußtsein und der prophetischen Ahnung eines furchtbaren Völkersturmes, welcher den halben Erdkreis erschüttern sollte, schlossen die in Europa dem Ungewitter zunächst ausgesetzten deutschen Stämme sich enger an einander, zur festeren Schutzmauer gegen feindliches Andringen. Im Norden, vom Niederrhein bis zur Elbe, bildete sich der Sachsenbund, aus Chauken, Angeln, Sachsen und mehreren andern streitbaren Völkern bestehend. Südwärts wohnten die Thüringer, von der Saale und Werra bis zum Harz. Ihre westlichen Nachbarn am Nie¬ derrhein schlossen einen Bund mit den Cheruskern, Usipeten, Kal¬ ten, Chamanen, Brukterern, Sigambern; er hieß der Fran¬ kenbund. Im Südwesten wohnten die aus alt-suevischen Völkerschaften zusammengesetzten Alemannen, mit denen sich später die suevischen Stämme der Schwaben verbanden, an deren Nordgrenze in den Main¬ gegenden die Burgunder wohnten. Im Osten an der Niederweichsel und Ostsee herrschten die Gothen, zu deren Bund Heruler, Rugier, Vandalen, Gepiden u. a. gehörten. Unter Aurelian erstreckte sich das gothische Reich von der Theiß in Ungarn bis zum Don, von den Karpathen bis an die Donau. Im vierten Jahrhundert trennten sich die Ost- und Westgothen und bildeten von nun an zwei verschiedene Reiche. Am Kaukasus streifte das schöne kriegerische Hirtenvolk der Alanen und in den unbekannten Gegenden des heutigen inneren Rußlands hausten sar-