146 §. 5. Die Heidenbekehrer. In der Zeit, als die fränkische Macht sich in raschem Aufblühen zu erheben begann, ward auch die Botschaft des Evangeliums in raschem Zuge von Land zu Land, von Bolk zu Volk getragen. Für die Verbreitung des Christenthums fanden sich geeignete Werkzeuge in den Glaubensboten, den Missionären, welche nach dem Vorbilde der Apostel des Herrn den heidni¬ schen Völkern das Wort des Heils znbrachten. Sie redeten voll frommen Eifers von Jesu, dem Heilande, für dessen Lehre sie die Herzen begeistern wollten. Mit der göttlichen Botschaft des Heils, durch welche sie in den rauhen Bewohnern der Nordsee und den waldigen Gegenden Deutschlands die Gefühle sanfter Menschlichkeit weckten, verbanden sie die Lehre von dem Stellvertreter Christi als dem Nachfolger des heiligen Petrus, der den Grund zu dem römischen Bischofsitze gelegt und dem Papste die Würde eines Oberhauptes der gesammten christlichen Kirche verliehen. Sie be¬ wirkten durch Verbreitung solcher Lehren, daß schon sehr frühe fromme Männer und Frauen aus allen Ständen nach Rom zogen, um das Haupt der Christenheit, das sie als den sichtbaren Christus betrachteten, von An¬ gesicht zu Angesicht zu schauen und seinen Segen zu empfangen. Unter den neubekehrten Völkern zeichnete sich vorzüglich das kriegerische Volk der Angelsachsen in Britannien aus. Es hatte auf der eroberten Insel, wie schon früher erzählt ward, sieben kleine Reiche unter sieben verschiedenen Königen gestiftet, die erst unter Egbert im nennten Jahrhunderte zu einem Königreiche vereinigt wurden. Bis in's sechste Jahrhundert waren dort Könige und Volk noch Heiden. Um das Jahr 560, wo in Kent der wackere Ethelbert regierte, welcher sich mit Bertha, der Tochter des fränkischen Königs Charibert, vermählte, kamen, in Begleitung dieser Fürstin, die sich zum Christenthume bekannte, die ersten Geistlichen nach Britannien. Die weitere Verbreitung des Christenthums ward ganz vorzugsweise und mit dem größten Eifer von dem Papste Gregor I., der Große ge¬ nannt, betrieben. Man erzählt von ihm, daß er, als einst auf dem Skla¬ venmarkte zu Rom Jünglinge von außerordentlichem Wüchse und großer Schönheit des Angesichts zum Verkaufe ausgestellt waren, aus die Kunde, daß sie Angeln wären, begeistert ausrief: „Ja, ihr sollt Angeli, d. h. Engel, Genossen in dem himmlischen Reiche sein, denn ihr tragt ein eng¬ lisches Antlitz/' Er kaufte sie los und unterrichtete sie im Christenthume. Damals war es sein Plan, selbst als Glaubensbote nach Britannien zu ziehen und durch diese Angeln ihre Landsleute zu bekehren. Zum Papst erwählt, sandte er den Abt Augustinus (nicht zu verwechseln mit dem Kir¬ chenvater Augustinus, Bischof aus Hippo in Afrika) mit 40 andern Geist¬ lichen nach Britannien, die von der Königin Bertha freundlich ausgenom¬ men wurden; ihre Lehre fand Eingang, und alsbald ließ sich der König