161 welche Land und Volk schützen sollten, geben das schlechteste Beispiel. Die Großen, deren Väter einst die Empörungen niederkämpften, schüren jetzt selbst den Bürgerkrieg an. Da das Volk so gespalten ist, wie läßt sich da der Bestand des Reiches noch erhalten? Wie sehr haben wir zu fürch- ten, daß die Worte Salomo's: „Wehe dir, Land, deß König ein Kind ist!" in Erfüllung gehen." So mußte die Aufgabe des neuen Herrschers wohl eine sehr schwere sein; und in Wahrheit war Konrad's siebenjährige Regierungszeit ein fort¬ gesetzter Streit, der nm so zerstörender wirkte, als die Feindschaft ans deutschem Boden zwischen Brudervölkern, zwischen Vasallen und König um sich griff, während die Vertheidigung des Reiches nach außen den Grenzvölkern überlassen blieb. Konrad trug Karl's des Großen Monarchie als Ideal und Muster sei¬ ner eigenen Herrschaft im Sinne. Er glaubte dem mächtigen Vasallen- thume, wie es sich unter den späteren karolingischen Herrschern ausgebildet hatte, als einer Schmälerung der königlichen Befngniß entgegentreten zu müssen. So erfüllte und verbitterte seine Herrschaft vor Allem der Zwist mit dem jungen Heinrich von Sachsen, dem Sohne Otto des Er¬ lauchten, welchem Konrad nach des Letzteren Tode die ihm ans väter¬ licher Erbschaft zukommenden Reichslehen verweigerte, was dieser um so schlimmer empfand, als Konrad Heinrich's Vater die Krone verdankte und Hülfe und Beistand und manchen guten, heilsamen Rath im Anfänge seiner Regierung. Es werden unglaubliche Dinge erzählt von der Art, wie Konrad mit Hülfe des Bischofs Hatto von Mainz seines jungen Feindes sich zu ent¬ ledigen suchte. Ein offener Krieg zwischen Sachsen und Franken trieb die Sache auf die Spitze. In dem Kampfe gegen den König standen die Sachsen einmüthig zu ihrem Fürsten, „nicht allein", wie es heißt, „um seines trefflichen Vaters willen, sondern auch wegen der hohen Tugenden, die ihn selbst zierten, denn er war wie eine Blüthe, die das Kommen des Lenzes verkündet." Von schöner, stattlicher Gestalt, war.Heinrich kühn, tapfer, gewandt in allen Künsten und Hebungen körperlicher Kraft und Geschmeidigkeit, dabei voll richtiger Einsicht und mit einem seltenen Scharf¬ blick des Urtheils begabt. „Das Zweckgemäße, Ausführbare erkannte er auf den ersten Blick und nie setzte er sich ein anderes Ziel für seine Handlungen, als das seinen Kräften erreichbar war." Ein Vergleich zwischen den feindlichen Parteien führte wenigstens die äußere Ruhe von dieser Seite herbei und Konrad gewann Zeit, einen neuen Zwist mit seinem Stiefsohne, Arnulf von Bai er n, ausznfechten. Aber schon waren Konrad's Tage gemessen. In Folge einer Verwundung, die er in Baiern erlitt, befiel ihn eine schleichende, schmerzliche Krankheit. „Sein Herz aber blutete aus tausend Wunden." In dem schweren Kampfe des Scheidens wurden ihm die Jrrthümer seines Lebens klar, und „so sehr", sagt ein alter Geschichtschreiber, „lag ihm das Wohl des Vaterlan- Oeser's Weltgeschichte. II. 5. Aufl. 11