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nommen, dazu eine Blüthe der Poesie, welche von keinem anderen Lande
und Volke überboten worden ist.
Was aber uns Deutsche in der Geschichte des Mittelalters am mei¬
sten erheben muß, ist, daß wir sagen können, wir haben uns unser Vater¬
land — von der Mosel und dem Rheine bis zum Niemen und zur March
— selbst gebaut, und gleich den Griechen einst die Wälder ansgerodet, die
Sümpfe ausgetrocknet, die Ströme in ihr Bett gezwängt, die Straßen er¬
öffnet, die Städte mit ihren Thürmen und Münstern erbaut, und da, wo
vor 20U0 Jahren nur Eicheln wuchsen und Waldbeeren, die Weinberge und
edle Früchte eines anderen Welttheiles gepflanzt. Während die übrigen
germanischen Völkerstämme in Länder eindrangen, welche der tausendjährige
Fleiß der Römer urbar gemacht hatte, und in Spanien und Frankreich, in
Britannien und Welschland prächtige Städte, herrliche Denkmäler der
Kunst zerstörten, haben wir Deutsche nichts verwüstet, sondern nur gebaut,
und den Thieren des Waldes haben wir unsere Heimath abgcwonnen. So
war auch das deutsche Volk mehr als die übrigen romanischen Stämme
vor den üppigen Reizen feiner Sinnlichkeit geschützt. Mit der alten
Sprache erhielt sich die alte Sitte, die alte Treue und Redlichkeit län¬
ger, als im Süden und Westen Europa's. Im Kampfe mit den Ele¬
menten, in welchen die Deutschen in einem rauhen Lande ihren Herd auf¬
erbauten, hat sich der Geist an ernstes Denken gewöhnt. Das deutsche
Volk stand am Ende des Mittelalters in Kraft und Wahrheit gerüstet zu
dem Kampfe, in welchem der Geist der Kämpfer sein sollte.