79 Vierter Zeitraum. seinem Loose erlitten., war aber nie zu einer gewis¬ sen Bedeutendheit gelangt, bis der Eroberer Cyrus den Thron bestieg. Er bildete seine Unterthanen zu sieghaften Krie¬ gern. Unter ihm, dem Enkel des medischen Königs A st pages, der die Meder, die vorigen Herrn der Per¬ ser, überwand, erhielt Persien erst einen Namen und dauernden Gehalt. Aber Cyrus blieb nicht bei der Eroberung des medischen Reichs stehen. Er unterwarf auch Lydien, das gewaltigste Königreich jener Zeit, seinem Scepter. Crö sus, der durch seine unendlichen Reichthümer zum Sprüchwort geworden ist, herrschte über dieses Königreich, und ganz Kleinasien erkannte ihn für seinen Oberherrn. Er erlitt, als er einen Krieg gegen den mächtigen Cyrus begann, eine große Nie¬ derlage; Lydien ward des Siegers Eigenthum, in dessen Gewalt auch Crö sus selbst fiel. Nach damaliger Sitte sollte der gefangene König nun sterben. Ein Zufall rettete ihm das Leben. Laßt Euch erzählen, wie das zuging. Als Cröfus einige Jahre zuvor in seiner Hauptstadt lebte, kam der berühmte Solon aus Athen dahin, von dem ich Euch schon er¬ zählt habe. Der König ließ ihn zu sich bitten, zeigte demselben alle seine ungeheuren Schatze und Reichthü- mer und fragte dann den Weisen, wen er wol für den Glücklichsten halte? Cröfus meinte nämlich, der Reichste sey der Glück¬ lichste, und er sey also der, welchen Solon nennen wer¬ de; aber Solon sagte: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!" Nun meinte Cröfus, der Solon sey nicht klug, und ließ ihn gehen. Bald nachher widerfuhr ihm manches Unangeneh-