4L2 Zweiter Zeitraum. nun in Glaubens - und Kirchensachen die Dinge in an- derm Lichte als zuvor, und die Protestanten für Brü¬ der an. Fast keine Spur mehr vom bittern Hasse der Parteien. Die Fürsten gaben beiden Theilen gleiche Rechte und Freiheiten, und beide begegneten sich nur in der Eigenschaft des Menschen, des Mitbürgers. Aufklärung und Denkfreiheit beinahe überall, denn die Obern begriffen, daß der Geist sich doch das Den¬ ken nicht nehmen läßt. Fast eben so bedeutend dafür er¬ scheint die zu dieser Zeit in mehreren Staaten gestattete Preßfreiheit, (die Freiheit, seine Meinungen und Ansichten von einer Sache der Welt durch den Druck bekannt zu machen.) Die Erfahrungen gelehrter und gebildeter Männer kamen dadurch in Umlauf, und be¬ richtigten die Begriffe, so daß die Leute über manches, ihnen ehedem ganz unbekannte, Verhältniß denken lern¬ ten So waren die Menschen am Ende dieses Zeit¬ raumes ganz andre Wesen, als im Anfänge desselben. Wie sich ihr Aeußeres, ihre Kleidung, ihr Betragen in der Gesellschaft verändert hatte, so erschien auch ihr eigentliches Ich, Geist und Seele, von anderer Natur. Und das ist denn ein Theil des Bessern, worauf ich Euch bei dem Eintreten der Reformation und der Entdeckung von Amerika aufmerksam machte. Dies das Glück, das dem Unglücke fortwährender Kriege freundlich die Wage hält. Etwas weiser, etwas besser sind die Menschen geworden; vollkommen werden wir sie freilich nicht finden, so lange noch Leidenschaften ihre Brust durchwühlen, so lange Ehr- Herrsch - und Habsucht nicht von der Erde verbannt sind. /