A31 Die Zeit der Karolinger. Auch die Heere verpflichteten sich eidlich zu gegensei¬ tiger Treue. Darauf rückte mau gegen Aachen vor. Lo¬ thar aber erwartete sie daselbst nicht, sondern wich zurück. Nun thaten die Bischvffe den Spruch: „da schon die Schlacht bei Fvntenay als Gottesgericht entschieden, und Lothar, nachdem er selbst Kirchen und Klöster nicht geschont, das Reich verlassen hat, so mahnen und befehlen wir euch, Karl und Ludwig, aus göttlicher Vollmacht, das Reich anzunehmeu und nach Gottes Wit¬ ten, wie ihr versprochen, zu regieren." Dieser Ausspruch, kraft dessen nun die zwei Brüder das Reich theilten, be¬ wog auch Lothar endlich gütliche Vorschläge zu machen, und so kam im August 843 der Vertrag von Ver¬ dun zu Staude, vermöge dessen Lothar mit der Kai¬ serwürde Italien und alles Land zwischen dem Rhein und der Schelde bis an die Nordsee und vom Ursprung der Maas bis zum Einfluß der Saone in die Rhone, dann längs dieser bis an das Mittelmeer zugesprochen wurden. Was westlich von diesem Länderstriche lag, er¬ hielt Karl, was östlich, Ludwig, wegen des Wein¬ baus aber auch Spei er, Worms und Mainz. So zerfiel demnach das Reich Karls des Großen in drei von einander abgesonderte Staaten , F r a n k r e i ch, Deutschland und Lotharingen. Doch dauerte da¬ bei immer noch die Idee der Einheit fort und der Kai- scrtitel gab Lothar auch wirklich ein höheres Ansehen in der Meinung des Volks. Gleichwohl durfte er durch keine Einmischung in die Angelegenheiten seiner Brüder dieses Ansehen weiter geltend machen. Er wollte cs auch nicht; denn so sehr er früherhin durch seine Ansprüche Alles in Bewegung gesetzt hatte, so friedlich regierte er jetzt. Indes; neigte er sich mehr zu Ludwig dem Deut-