Der vierte Kreutzzug und das lateinische Kaiserthum. 255 wiegenden Einfluß; und da man ncnansäßige Bür. ger nicht leicht in eine Genossenschaft aufnahm, so galten nur Adel und Altbnrger (Nobiles et antiqui Po¬ puläres) als Bürger im vollen Sinne des Wortes. Diese insgesammt hatten zwar immer noch gleichen Anthcil an der Dvgcnwahl und dem Rechte, in den Rath gewählt zu werden; allein die Reichsten, Angesehensten und Ge¬ bildetsten drangen auch jetzt schon fast ohne Ausnahme durch. In ausserordentlichen Fallen, sonderlich, wenn cs sich um Leistungen handelte, die das Volk hätten schwierig machen können, oder wenn man Grundgesetzen eine höhere Sanction verschaffen wollte, wurde auch noch i)*c Volksvcrsammlung (arrendo) berufen; doch geschah dieß erst dann, wenn man der öffentlichen Meinung sich vollkommen versichert hatte. Der Wirkungskreis des großen Rathcs bestand darin, die Anträge zu bestätigen oder zu verwerfen, welche der Doge vorher mit der Si. gnorie bcrieth, und in der Regel auch der O.uarantie vorlcgte; letztgenannte Behörde prüfte sie aber häufig nicht selbst, sondern durch ihre Vorstände (Capi), die ebendeßhalb gewöhnlich bald in die Signorie übertraten. Die Prcgadi berief der Doge, wenn er sich die Stim¬ menmehrheit im großen Rathe sichern wollte. Nach dem Tode Zianis (13. April 1178) war auf gesetzliche Weise, also durch elf Wähler, welche durch 24 vom großen Rath ernannte Männer designirt wurden, Or io Mastro, pierò (Malipicro) zum Dogen erhoben worden. Nach, dem er kurz vor seinem Tode abgedankt hatte, kam 1192 « Henrico Dandolo an seine Stelle, ein beinahe blinder Greis, — denn Kaiser Emanuel hatte ihm zur Zeit des Zwistes mit Venedig ein glühendes Eisen vor die Augen halten lassen, — aber von kühnen Entwürfen des Ehrgeitzes erfüllt, denen das Vorhaben der Kreutz¬ fahrer die erwünschteste Bahn öffnete. Sobald seine An. träge durch die Kollegien gegangen und durch Zuruf im Arrengo gebilligt waren, schloß er einen Vertrag mit den Franzosen ab, kraft dessen die Venetiauer gegen 85,000