282 Elftes Hauptstück. Gefallen erweisen werde. Sie aber dankte Gott für diese Prüfung, sogar dann, als eine Bettlerin, welche oft von ihr Almosen erhalten hatte, sie auf der Straße zu Ei¬ senach in eine Niune stieß, und als sie anderswo auf der Flucht in einer Kirche mit ihren Kleinen vor Kälte fast umkam. Endlich wagte ihr ein mitleidiger Priester Ob¬ dach zu gewähren, worauf sie bald durch ihren Oheim, den Bischoff von Bamberg, zu Bodenstein anständige Unterkunft fand. Als die Dienstleute des Landgrafen Ludwig den Leichnam ihres Herrn aus Apulien brachten, redete Rudolf, Schenke von Vargula, dem Landgrafen Heinrich also ins Gewissen, daß dieser ihr die Wartburg als Wittwcnsitz anwies. Von dort zog sie nach Mar¬ burg , wo sie frommen Uebungen sich hingab, und mit freudigem Muthe im Hinblick auf das Leide» Christi die härtesten von ihrem Beichtvater Konrad ihr aufer- legtcn Bußen und Gcisselungeu ertrug. Als sie einst wegen eines Besuches der Markgräsin von Meissen zu spät iu seine Predigt kam, schnaubte er sie ingrimmig an; ein andresmal gab er ihr Ohrfeigen und schlug sie mit Ruthen so sehr, daß mau nach drei Wochen noch die Striemen sah. Gleichwohl war cs eine noch schwerere Buße, die sie selbst sich auferlegte, indem sie ihren Sohn, ans Besorgniß , daß sie durch übergroße Liebe zu ihm von Gott abgezogen werde, ans ihrer Nähe entfernte. Einer solchen Ascese unterlag die edle Frau schon 1231 im 24. Jahre ihres Lebens, und wurde 1255 vom Pabste heilig gesprochen. Der Nämliche nun, welcher sie als Beichtvater gemartert hatte, zog bald nach ihrem Tode mit Konrad Tors und dem einäugigen und einhändigen Johannes, nach Ketzern fahndend, umher, ließ zuerst in Crefcld und Erfurt einige geringere Leute verbrennen, und richtete dann mit steigender Kühnheit sein Augen¬ merk auf Vornehmere. Unter diesen war Graf Heinrich von Sayn, der im ersten Sturme sich schuldig bekannte, und zur entehrenden Strafe des Haarabschneidens ver¬ dammt wurde. Vergeblich erhob der Erzbischoss von