110 merers des deutschen Reiches und die Lehnsherrschast über Pommern ertheilte. Die Brüder dieses Markgrasen, der kinderlos war, Otto II. und Albrecht u. 118-1 regieren gemeinschaftlich, zeichnen sich durch Redlichkeit aus, werden aber von dem Magdeburger Erzbischof wegen eines versprochenen, aber nicht ausgeführten Kreuz¬ zuges iu den Bann gethan und müssen dessen Lehnsoberhoheit anerken¬ nen, aus der die ebenfalls gemeinschaftlich regierenden Söhne des Letzteren Johann I. und Otto HI. 1230 sich nicht zu befreien ver¬ mögen. Die Fehden mit den Erzbischöfen von Magdeburg und Hal¬ berstadt bringen dem Lande überhaupt vielen Schaden; Otto wird sogar gefangen und muß sich mit 1600 Mark Silber auslösen, die er iudeß später seinem Gegner wieder abuimmt. Beide Brüder gewinnen die Ucker- und Neumark zu ihren Besitzungen, hinterlassen die Länder ihren Kindern, deren Vielherrschaft bedeutende Kosten macht. Otto iv. mit dem Pfeil is«8 setzt den Streit mit dem Magdeburger Erzbischof Günther fort, wird gefangen und nur durch ein Lösegeld von 10,000 Mark befreit (seine Gemahlin Hedwig, Herr von Buch, Schatz in Stendal). Otto dichtet Minnelieder und ist Freund der Künste und Wissenschaften, gewinnt durch Kauf und Krieg die Mark¬ grafschaften Brandenburg und Lausitz, Stolpe und Schlave in Pommern. ZWaldemar 1304, der kühnste und kräftigste unter den Nach¬ folgern Albrechts des Bären, führt mit dem Herzog von Polen und dem deutschen Ritterorden Krieg, verkauft seine Ansprüche an Pomme¬ rellen für 10,000 Mark an den Orden, schützt die Stadt Stralsund gegen Dänemark, vernichtet durch Entschiedenheit das gegen ihn gerich¬ tete nordische Büudniß (Dänemark, Schweden, Polen, Meklenburg, Braunschweig, Meißen, Rügen) und stirbt (131») im Besitz einer Herrschaft, die von Böhmen bis an die Ostsee, von der Weichsel bis an den Harz reichte. §. 119. Bildung und Sitten. Das Christenthum ist Haupt- guelle der Bildung. Drei Bisthümer (Brandenburg, Havelberg, Lebus), Kirchen, Klöster und Schulen wirken erfolgreich; Aberglaube ist dennoch sehr verbreitet. Der Adel verachtet die Bildung und lebt in Pracht und Ueppigkeit; Jagd, Turniere, Trinkgelage sind seine Beschäftigungen. Die Städte treiben blühenden Handel und gehören zum Theil zur Hansa (Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Brandenburg, Berlin, Frankfurt); die Wollwebereien iu Stendal sind berühmt; jede Stadt hat ihre eigene Gerechtigkeiten, Magistrate. Adel, Stände und Geistlichkeit üben die Gerichtsbarkeit. Das Landvolk muß sich den Anordnungen der drei Stände fügen, der Ungehorsame wird durch das Faustrecht gezwungen oder flüchtet in die Wälder. So entstehen die Räuberbanden der Stellmeiser, deren Hauptleute sogar in den Städten wohnen (der Teufel von Soltwedel).