72 niederländischen Mundart: „Wol! ick fall di lacken leh¬ ren!" Dann kündigte er ihm die Strafe an. Er mußte sein Geschütz ausliefern, eine große Geldbuße erlegen und gleichwie der Kurfürst in Gefangenschaft bleiben. So voll¬ ständig besiegte Karl den schmalkaldischen Bund. 15. Karl V. und Moritz von Sachsen. Airgsbrilgcr Interim (1548). — Nach Beendigung des schmalkaldischen Krieges stand die Macht des Kaisers auf der höchsten Spitze. Jetzt sahen die Protestanten in ängstlicher Spannung ihrem Schicksale entgegen; denn sie meinten, der zürnende Sieger werde sofort die Abstellung aller Neligions- neuerungen gebieten. Allein auch dieser Argwohn ensprang * wieder aus dem fortwährenden Mißtrauen, welches sie in die Lauterkeit der Gesinnung des Kaisers setzten, und welches schon so oft seine edelsten Absichten vereitelt hatte. Karl hatte frei¬ lich einen Abscheu gegen alle Neligionsneuerungen und wünschte nichts mehr, als daß die Protestanten sich mit den Katholiken wieder vereinigen möchten. Allein er wußte wohl, daß die Gewalt der Waffen nicht das rechte Mittel sei, eine dauer¬ hafte Vereinigung herbeizuführen. Stets hatte er deshalb den Weg der Güte eingeschlagen, durch Neligionsgespräche und Reichstage die streitenden Parteien auszusöhnen gesucht; und auch jetzt, obgleich schon so viele Versuche gescheitert waren, gab er die Hoffnung zu einer friedlichen Ausgleichung nicht auf. Er hielt noch im Jahre 1547 einen großen Reichstag zu Augsburg und hatte die Freude, auf demselben alle Kur¬ fürsten persönlich anwesend zu finden. Mehrere von ihnen zeigten sich sogar bereit, das Concilium von Trient anzuer¬ kennen, wenn auch ihre Partei dort gehört würde; und der Kaiser schmeichelte sich schon mit der Hoffnung, daß das Conci¬ lium doch wohl am Ende zu dem erwünschten Ziele führen würde. Weil aber dasselbe sich sehr in die Länge zog, so machte er den Vorschlag, daß die Katholiken und Protestanten einige gelehrte und rechtschaffene Männer aus ihrer Mitte wählten,