329 lichen Königes und baten mit rührender Eindringlichkeit um Aufschub der Hinrichtung und um Appellation an's Volk. Allein der Convent verwarf jeden Antrag, jede Bitte. Am 20. Januar verkündete er dem Könige den Mordbefehl und bestimmte den unmittelbar darauf folgenden Tag zur Voll¬ ziehung deffelben. Unter die wenigen Umstande, die seine Leiden etwas versüßten, gehört, außer der Vergünstigung, sich einen Priester zu wählen, der ihm Trost und Stärkung zu dem letzten Gange des Lebens bringe, auch der, von seiner Familie Abschied nehmen zu dürfen. Es war ein rührender Anblick, als der König nach langer leidensvoller Trennung die lieben Seinigen wiedersah, um von ihnen für immer Ab¬ schied zu nehmen. Lange hingen sie einander in stummer Um¬ armung, bis endlich ein Strom von Thränen der bedrängten Brust Luft verschaffte. Nun ward das Schluchzen und Ge¬ wimmer des hoffnungslosesten Schmerzes so laut, daß es außerhalb des Thurmes konnte vernommen werden. Endlich, als die Thränen versiegt waren, trat eine ruhige Unterredung ein, die fast eine Stunde währte. Dann entriß sich der König, fast mit Gewalt, den Armen der Seinigen und ließ ihnen nur den letzten Trost zurück, sie am andern Morgen noch ein¬ mal zu besuchen. 71. Hiunchtnng des Königes am 21. Januar 1793. Kaum dämmerte der Tag — es war der 21. Januar 1793 — als Ludwig von seinem Lager aufstand und seinen Beichtvater Edgeworth zu sich rief. Er hörte mit inbrünstiger Andacht die Messe und empfing aus der Hand des Priesters das heil. Abendmahl. Unterdessen wurde es in den Straßen von Paris immer lebhafter. Der Gencralmarsch wurde ge¬ schlagen, die Kanonen aufgefahren; das Getöse der Menschen und Pferde drang schon bis zum Thurme. Der König horchte und sprach gelassen: „Es scheint, sie nähern sich!" Jetzt wollte er von den Seinen Abschied nehmen; allein sein Beicht¬ vater bat ihn dringend, diesen den Schmerz einer so schreck¬