445 fen zu bringen, unternahm es ein Mädchen aus dieser Stadt, das in Paris hausende Ungeheuer der Jakobinischen Tyrannei durch eine kühne That zu erlegen. Charlotte Corday, Tochter eines be- güterten Edelmanns, fünf und zwanzig Jahre alt, vereinigte mit der Fülle kräftig gereifter Schönheit einen fein gebildeten Geist und ein sehr feuriges' Gefühl, das abwärts von weiblicher Bestimmung seine Richtung auf die politischen Ideen genommen hatte, welche dem Revolutionöwesen zum Grunde lagen. Bekannt mit der Geschichte des Alterthums, in der Gestalt, welche Plutarch und die Französi¬ sche Geschichtschreibung ihr geliehen hatten, fühlte sie sich plöhlich zum Tyrannenmorde begeistert. Ma- rat war der, den die in Caen befindlichen Depu- , tirten, und mit ihnen alle Gegner des Berges, als das Haupt und die eigentliche Seele dieser Partei bezeichneten, den sie aber auch als einen elenden, nichtöwürdigen Bösewicht schilderten, welchen die große Mehrheit selbst der Pariser verabscheue, des¬ sen strafloses Wüthen die Nation beschimpfe, und dessen Fall das Vereinigungszeichen für alle Freun¬ de der Freiheit seyn werde. Das schwärmerische Mädchen beschließt, den Preis des Muths, um den die Feigheit des siärkern Geschlechts sich nicht bewerbe, zu verdienen. In ihrer glühenden Ein¬ bildungskraft erblickt sie sich schon von dem Freu¬ denrufe des befreiten Volks als Retterin des Va¬ terlandes begrüßt, schon neben den Clölien und Porzien im Tempel des Nachruhms. Ihr Ent¬ schluß besteht selbst die Probe eines Aufschubs von