75 23. Die historische Bedeutung Baktricns. V. Die Baktrer und Meder *). 23. Die historische Bedeutung BaKtriens. (Nach Chr. Lassen, indische Alterthumskunde.) Das Land wird als die Zierde deS ganzen Ariana's und sehr reich an Früchten geschildert, es ist reichlich von Quellen bewässert; wo das Klima milde ist, wird Korn gesäet, die übrigen Theile werden als Weide für die Hecrden benutzt. Weiterhin sind große Strecken sandi¬ gen, trockenen Landes, welches keine Früchte zur Nahrung der Men¬ schen hervorbringt; wenn die Winde vom Meere herwehen, erregen sic dichte Staubwirbel, welche die Wege unkennbar machen und das Reisen erschweren. Der fruchtbare Theil des Landes ist stark bevölkert und reich an Pferden. Zn dieser Bevorzugung, eine größere Fruchtbarkeit, als die übrigen Länder Ariana's zu besitzen und dadurch zum Sitze eines mächtigen Reiches geeignet zu sein, kain noch die günstige Lage für den Handel. Hier traf die große Straße aus dem nordwestlichen Iran und den entfernteren Ländern des Westens mit der aus dem in- nern Asien zusammen; von hier aus führten drei im Alterthume be¬ rühmte Wege nach Kabul. Es begegneten sich demnach hier die Kauf¬ leute aus den entferntesten Ländern der alten Welt; durch Kabulistau geht bekanntlich die große Straße nach Indien. Aber nicht nur dem friedlichen Verkehre der Kauftcnte bot Baktri- ana die große Durchgangsstraße dar, sondern auch den Eroberern und Völkern, welche Indien mit Krieg überzogen. Alexander war nicht der Erste, der seine siegreichen Waffen auf diesem Wege nach Indien trug; ich erinnere daran, daß von einem assyrischen Könige behauptet werden darf, daß er wenigstens bis zum Indus von Baktrien ans gelangte und daß Cyrus sich mehrere Völker der westlichen Mark Indiens unterwor¬ fen hatte. Auch in der Culturgeschichte des östlichen Irans muß Baktrien der Vorrang vor den übrigen arianischen Ländern eingeräumt werden. Wenn auch der Hauptstadt Balkh nicht der ihr von den Morgenländern zu- geschriebenc Ruhm, die Mutter der Städte genannt zu werden, als berechtigt zuerkannt werden kann, so darf sie doch mit Recht Anspruch darauf machen, der Mittelpunkt der Herrschaft und der Hanptsitz der Lehre Zoroaster'S in der ältesten Zeit gewesen zu sein. Von hier aus muß besonders die Verkündigung des neuen Gesetzes ausgegangen fein, auch werden hier am strengsten die im Zendavesta vorgeschriebenen Ge¬ setze beobachtet, und am vollständigsten die Sitten geherrscht haben, die in ihm geschildert werden. *) lieber das Hochland von Iran s. meine Charakteristiken zur vergleichenden Erd- und Völkerkunde, 2. Bd. Nr. 280, wo auch die dasselbe bewohnenden Völker des Alterthums angegeben sind.