m Siegimuid. Tode wählte ein Theil der Fürsten den Bruder Wenzel's, Siegmund, der Kurfürst von Brandenburg und zugleich König von Ungarn war, während die übrigen ihre Stimmen dem Markgrafen Jodokus (Jost) von Mähren gaben, und auch Wenzel noch lebte. Doch Jodokus starb schon (11. Jan. 1411), und Wenzel ließ sich endlich bewegen, das Reich an seinen Bruder abzutreten. Er behielt Llos den Titel und starb unbemerkt 1419. So kam das Reich wieder zur Einheit. Siegmund war geistig und körperlich wohl gebildet, hatte klaren Verstand und redete sechs Sprachen geläustg; allein die Festigkeit des Charakters ging ihm ab; er war zu wankelmüthig und unentschlossen und vermochte darum die große Aufgabe seiner Zeit nur unvollständig zu lösen. Bald nach seiner Kaiser¬ wahl schrieb er ein Concilium nach Deutschland aus, um der ververblichen Kirchenspaltung ein Ende zu machen. Dasselbe ward den 16. November 1414 in Kostnitz eröffnet, und nie ist wol eine Versammlung größer und glänzender gewesen. Außer dem Papste Johann XXIII. aus Rom waren die drei Patriarchen von Konstantinopel, Grado und Antiochien, 22 Kar¬ dinale, 20 Erzbischöfe, 92 Bischöfe, 124 Aebte, 1800 niedere Geistliche, viele Doctoren und Meister der Wissenschaften und Künste, auch Abgeord¬ nete der Universitäten Paris, Orleans, Köln, Wien re., ferner 1600 Fürsten, Grafen, Herren und Ritter mit zahlreichem Gefolge zugegen, so daß die Zahl der Fremden bisweilen über 100,000 stieg; ja einmal sollen gar 150,000 mit 30,000 Pferden gleichzeitig dort gewesen sein. Es wurden zu Kostnitz die drei Päpste nach vielfältigen Verhandlungen wirklich ab¬ gesetzt und an ihre Stelle Otto von Colon na zum Papst gewählt, der den Namen Martin V. annahm. Dieser war, ein sehr feiner und kluger Mann, der fast allem auszuweichen wußte, was die päpstliche Gewalt hätte beschränken können. Es ward darum noch viel gestritten; aber die verlangte Kirchenverbesserung kam nicht zu Stande. Am 22. April 1418 schloß der Papst die Versammlung und ritt in goldenem Meßgewand auf einem weißen Pferde, das mit Scharlach bedeckt war, zur Stadt hinaus, der Kaiser aber ging demüthig vorher und führte das Pferd bei'm Zügel. — Schon früher ist angedeutet worden, daß die Kirchen und Klöster sich nach und nach große Reichthümer zu erwerben wußten. Reichthum aber führt gar leicht zum Müßiggang, zur Ueppigkeit und zu allen Lastern der sinnlichen Lust. Die Geistlichkeit jener Zeit war hierin auf's Aeußerste versunken, so daß ihre gewöhnlichen Einkünfte doch nicht mehr hinreichten, ihre übermäßig gesteigerten Bedürfnisse zu befriedigen. Darum wurden 11 *