45 ägyptische Herrscher, der im Leben schlecht regiert hatte, ward von seinem Volke verurtheilr, unbegraben zu bleiben.) Auch hatten sie den irrigen Glauben, daß mit dem erhaltenen (wenn auch todten) Körper die Seele erhalten werde. Denken wir uns nun hinzu, was die Thor¬ heit der Mode auch unter uns vermag, und wie der Ehrgeiz in dem, was man einmal groß und schön achtet, Andere zu übertreffen bemüht ist; so wird es uns vielleicht erklärbarer, wie die ägyptischen Könige zu so ungeheueren Bauwerken, die sie sich zu Grabmälern aufführen ließen, ihre Unterthanen gebrauchen oder vielmehr mißbrauchen konnten. 4L. Die ägyptischen Kasten. Priester, Inhaber aller Gelehrsam¬ keit. Zeitrechnung. Feldmcssen. Thierdienst. Labyrinth. Psammitich. Die Könige von Aegypten führten den Titel Pharaonen. Ihre Macht war sehr eingeschränkt durch die Priester: diese erzogen den König, sie waren seine Rathgeber, sie die Richter des Volks und die einzigen Gelehrten im Lande. Nächst ihnen waren am geehrtesten die Krieger. Priester und Soldaten waren die einzigen, welche Grundeigenthum haben durften; alle übrigen Unterthanen, also alle Kaufleute, Hand¬ werker, Ackerbauer und Hirten, waren jenen untergeordnet und wenig geachtet; ja die Hirten wurden wie unehrlich von der Gemeinschaft mit den übrigen Aegyptern gänzlich ausgeschlossen. Dies war auch ein Grund mit,- warum die einwandernde Familie Josephs, die einzig von der Viehzucht lebte, einen von den übrigen Aegyptern ganz abgesonderten Wohnplatz erhielt. Dabei war das sonderbare Gesetz in Aegypten, daß die Kinder nicht von der Lebensweise ihrer Väter abweichen durften: der Sohn des Kaufmanns mußte wieder Kaufmann, der Sohn des Webers wieder Weber, des Hirten wieder ein Hirt werden, wie aus¬ gezeichnete Geschicklichkeit er auch zu einem andern Gewerbe haben mochte. Diese so streng von einander gesonderten Stände nennt man, mit einem portugiesischen Worte, Kasten oder Zünfte. Die unteren waren hart gedrückt, und damit sie nie den blinden Gehorsam gegen Befehle aller Art verlernen möchten, war das strenge Gesetz von den Priestern gegeben, daß kein Aegypter sein Vaterland verlassen, und kein Fremder in Aegypten reisen durfte; sie lebten wie abgeschieden von der ganzen Welt. Man findet unter den ägyptischen Priestern schon sehr früh Aerzte erwähnt, und zwar hatten sie eigene Aerzte für jede Krankheit, für Augenkrankheit, Kopfschmerz, Zahnweh u. s. w. Allein die Aerzte durften bei der Heilung nicht nach ihrer besten Einsicht und der Be¬ schaffenheit des Kranken verfahren; sondern die Regeln der Arzneikunst waren in gewisse heilige Bücher zusammengetragen, nach denen sich der Arzt streng richten mußte. Richtete er sich nicht darnach und starb der Kranke: so wurde der Arzt selbst mit dem Tode bestraft. So war es ihnen auch Gesetz, dem Kranken nicht vor dem vierten Tage der Krank¬ heit eine Purganz zu geben.