251 als die Mahomedaner, welche von einem solchen Verein den größten Nachtheil für ihren indischen Handel fürchten mußten, aus Neid das gute Vernehmen störten: sie machten die Portugiesen verdächtig, als kämen sie, dem Könige das Reich zu rauben, so daß Gama am Ende froh war, daß er noch mit dem Leben und seinen Schiffen entrinnen konnte. Er segelte schnell nach Melinda und von da um das Kap nach Europa zurück; und lief den 14ten September 1499 in den Tajo, an dem Lissabon liegt, ein, nachdem er die längste und schwierigste Seereise seit Erfindung der Schifffahrt gemacht hatte. 50. Entdeckung Amerikas durch Columbus. Ehe die Portugiesen jedoch, wie schon erzählt, an Afrika's West¬ küste entlang nach einer Anstrengung von 70 Jahren endlich das große Ziel, einen Seeweg nach Indien, gefunden hatten, entstand in dem Geiste eines erfahrenen und nachdenkenden Mannes ein Gedanke, wie man auf einem geraderen und kürzeren Wege zu diesem Ziele gelangen könnte. Zwar war der Weg nicht der kürzere; er führte aber zu Entdeckungen, die man bis dahin noch nicht geahnet, zur Entdeckung zweier neuen Welttheile, und durch diese Entdeckung zur Veränderung fast aller Verhältnisse, des Verkehrs sowohl als der Politik. Mit dieser Ent¬ deckung fängt ein neues Leben in Europa an, und damit auch ein neuer Abschnitt in der Geschichte. Christoph Columbus, eigentlich Colombo, hieß dieser berühmte Mann. Er ward um das Jahr 1438 in Genua geboren; seine Eltern 143$ waren arme, doch brave und verdiente Leute. Seine Erziehung war beschränkt, doch lernte er schon im frühen Kindesalter lesen und schreiben. Schon als Knabe war Schifffahrtskunde seine Lieblingsbeschäftigung, er wollte aber kein gemeiner Schiffer bleiben, daher lernte er fleißig Arithmetik, Zeichnen und Malen, und suchte eine genaue Kenntniß der damals bekannten Länder und ihrer Beschaffenheit zu erlangen und sich mit der Astronomie (die Lehre von den Gestirnen und ihrem Laufe) vertraut zu machen. Er wurde auf kurze Zeit nach Pavia auf die Universität gesandt, wo er Grammatik studirte und sich mit der latei¬ nischen Sprache genauer bekannt machte. Sein unwiderstehlicher Trieb zum Seeleben führte ihn schon in seinem Uten Jahre auf's Meer, und er besuchte nicht nur die vorzüglichsten Häfen des mittelländischen Meeres, sondern war selbst, wie man sagt, mit den Engländern auf den Fischfang nach Island gesegelt. Nach vielen abenteuerlichen Kreuz- und Querzügen kam Columbus um 1470 nach Lissabon. Hier hei- 1470 rathete er die Tochter eines Italieners Palestrello, welcher einer der ausgezeichnetsten Seefahrer unter dem Prinzen Heinrich war. In Por¬ tugal las und verglich er die Tagebücher und Landkarten seines Schwie¬ gervaters mit großem Eifer und machte selbst eine Reise nach Madeira, den kanarischen und Azorischen Inseln. Wenn er am Lande war, brachte er seine Zeit damit zu, See- und Landkarten für den Unterhalt seiner Familie zu zeichnen, und die ausgezeichnete Correctheit seiner Karten verschaffte ihm einen Ruf unter den Gelehrten. Indem er beständig