mischen Bruder. Einige Erzherzoge von Oestreich, die zugleich Könige von Böhmen waren, hatten sie geduldet; aber Rudolf II. (regierte von 1576 bis 1612) der sich ganz von Jesuiten leiten ließ, verbot böhmi¬ schen Brüdern freie Uebung ihrer Religion. Sie widersetzten sich; doch umsonst. Und wiewohl sie ihn gegen seinen Bruder Matthias, der ihn vom Throne stoßen wollte, vertheidigten, achtete er dennoch ihrer gerechten Forderungen nicht. Da verschafften sie sich selbst Recht; sie richteten an allen Orten den Gottesdienst nach ihrer Weise ein und stellten eine bewaffnete Macht unter dem Grafen von Tßurn auf, sich im Nothfall vertheidigen zu können. Jetzt mußte der Kaiser nachgeben 1609 und stellte ihnen 1609 den sogenannten Majeftätsbrief aus, dessen Verletzung nachher die nächste Veranlassung des furchtbaren Krieges wurde. Durch diesen Brief erhielten die böhmischen Brüder und Pro¬ testanten vollkommen gleiche Rechte mit den Katholiken; ihre Geistlichen sollten unabhängig sein von den Bischöfen; wo in Städten, Flecken und Dörfern protestantische Kirchen wären, die sollten bleiben; und wenn sie noch neue erbauen wollten, so sollte dieses den Städten und dem Ritterstande erlaubt sein, aber nicht den Unterthanen ohne Ein¬ willigung der Oberherren, der Magistrate oder Güterbesitzer, wenigstens deuteten es so die kaiserlichen Räthe. In einer kleinen Stadt Klostergrab und in Braunau erbauten daraus die protestantischen Unterthanen eigenmächtig, gegen den Willen ihrer Gutsherren, Kirchen. Auf Befehl des Kaisers Matthias wurde die Kirche zu Klostergrab niedergerissen, die zu Braunau gewaltsam gesperrt, und die unruhigsten Bürger wurden ins Gefängniß geworfen. Eine allgemeine Bewegung unter den Protestanten war die Folge dieser Gewaltthat; man schrie über Verletzung des Majestätsbriefes und wandte sich mit einem Schreiben an den Kaiser. Drohungen waren die Ant¬ wort; und man verbreitete, diese Antwort sei nicht vom Kaiser selbst, sondern in Prag gemacht. Diesem Gerücht wurde leicht geglaubt; denn unter den kaiserlichen Rathen in Prag waren zwei als Feinde der Protestanten allgemein verhaßt: man beschuldigte sie, da sie ihre protestantischen Unterthanen mit funden in die Messe hetzen ließen, daß sie Taufe, Heirath und Begräbniß untersagten, um zum Pabst- thum zu zwingen. 1618 Am 23. Mai 1618 waren die Räthe auf dem königlichen Schlosse in Prag versammelt. Abgesandte der Protestanten dringen bewaffnet und in zahlreicher Begleitung in den Saal und verlangen eine Er¬ klärung von jedem einzeln, ob er Antheil an dem kaiserlichen Schreiben habe. Jene.beiden schon verhaßten, MartiniH und Slawata, ant¬ worteten trotzig. Da schleppte man sie ans Fenster, warf sie hinaus in den Schloßgraben achtzig Fuß hinunter, und den Geheimschreiber schickte man ihnen nach. Dieser Art zu verfahren war bei den Böhmen nicht ungewöhnlich, und sie fanden in dem Vorfalle nichts sonderbar, als daß die Hinuntergestürzten nicht die Hälse gebrochen hatten. — Nun bemächtigte man sich des Schlosses, wählte neue Obrigkeiten, jagte die Jesuiten aus dem Lande und forderte alle Böhmen auf, ihre Rechte zu vertheidigen. Dem Kaiser aber schrieben sie, sie wären seine getreuen Unterthanen und wollten nur die Kraft der Gesetze und die ihnen ertheilten Rechte aufrecht erhalten. Alles bewaffnete sich, die