- 401 - den Männern der Wissenschaft hat der Chemiker Berzelius einen euro¬ päischen Ruf. Der Begründer der russischen Literatur ist Lomonossow (ch >765). Unter seinen Zeitgenossen glänzen die Dichter Keraskow und Kostrow und der Geschichtsschreiber Tatischtschew. Von großem Einfluß auf die Ausbildung der russischen Sprache war die Stiftung der Akademie in Petersburg 1783. Unter den wenigen bedeutenden Dichtern sind die hervorragendsten Dmitriew und Puschkin, und am meisten Ruhm ge¬ wann Karamsin (t 1826) durch seine Gewandtheit und Klarheit der Sprache in seiner Geschichte Rußlands. 71 Die französische Revolution. Ludwig XIV. hinterließ bei seinem Tode 1715 eine drückende Schul- 1715 denlaft, und die Staatslasten der nächsten Jahre waren überdies schon ausgegeben. Sein Nachfolger Ludwig XV., den man anfangs den Vielgeliebten nannte, verstand weder zu regieren noch zu sparen und führte zum Unglück für das Reich sechszig Jahre lang von 1715 — 1774 den Namen König, wahrend die Genossen seiner Schwelgereien das Land regierten, die Armeen führten und über Recht und Staatskunst bestimmten. Was dabei die Kriege nicht aufzehrten, das verschwende¬ ten und stahlen Minister und Mätressen. Eine dieser Damen, die Marquise von Pompadour (t 1761), übte den größten Einfluß auf alle «Dtaatsgeschäfte und vergeudete ungeheure Summen. Man wußte am Ende nicht mehr, wie man Geld herbeischaffen sollte. Da sing der König auf den Rath seiner unwürdigen Minister ein entehrendes aber einträgliches Gewerbe an. Er ließ Papiere stempeln und befahl diese wie baares Geld anzunehmen. Er kaufte alles Korn auf und setzte nun die Kornpreise so hoch, daß er bedeutend dabei gewann, das ganze Land aber schwer gedrückt wurde. Die Steuern und Abgaben lasteten allein auf dem Bürger- und Bauernstände, wahrend Adel und Geistlichkeit Steuerfreiheit genossen. Aller Fleiß der Handwerker und der Landleute rang vergebens gegen die Noth, unter welcher Alles in Verzweiflung versank. Unter den schwierigsten Umständen bestieg Ludwig XVI. (1774) 1774 den Thron. Er meinte es gut; es war sein ernster Wille, dem Lan¬ deselend abzuhelfen, besaß aber weder die dazu nöthige Kraft noch Einsicht, weder kluge Rathgeber noch eifrige, wohlwollende Geschäfts¬ männer. Ueberdieß ließ er seine leichtsinnigen und verschwenderischen Brüder, den Grafen von Provence, den nachmaligen Ludwig XVIII., und den Grafen von Artois, den nachmaligen Karl X., gewähren, und räumte seiner Gemahlin, Marie Antoinette, der Tochter Maria Theresiens, zu vielen Einfluß auf die L>laatsgeschäfte ein. Die Finanz¬ noth nahm immer zu, und selbst der geschickte Genfer Banquier Necker, der von 1777—1781 Finanzminister war, wußte sich nicht anders als durch eine Anleihe auf kurze Zeit zu helfen. Calonne, der neue Fi¬ nanzminister, gab den Wünschen des Hofes nach und wich von dem Bredo« u. Srz. a. d. allg. Weltg. 13. Ausl. 26