4 — samkeit die Gottheit mit sich zu versöhnen, nnd die "Se¬ ligkeit zu verdienen. So ging er nun, ohne Vorwissen seines Vaters und ohne sonst jemanden etwas zn sagen, im Iahr 1505 in das Augnstinerkloster zu Erfurt, wo er sich demüthig jeder Büßung und den niedrigsten Diensten unterwarf, die man von ihm forderte. Er ließ sich gebrauchen, die Kirche auf und zu zu schließen, die Kirchenuhr zu rich¬ ten, mit dem Bettelsack durch die Stadt zu laufen/und von den Bürgern Brod, Eier, Fische, Fleisch, Geld einzusammeln, ja sogar die Nachtstühle der ehrwürdigen Väter auszulecreu. Bei dem allen wurde aber sein Ge¬ wissen nicht ruhig, und er fühlte sich noch immer von Furcht und Zweifel an der Gnade des Himmels gcäng- stiget; sollte er aber angeben, durch welche Vergehungen «r die Gottheit beleidigt habe, so konnte er es selbst nicht sagen. Sein Beichtvater schult ihn deswegen Mehr als einmal einen Narren, und Doctor Staupitz>sein Prior, der ihn*liebgewonuen hatte, sagte ganz naiv zu ihm: „Du mußt ein Register haben, darin rechtschaffene. Sünden stehen; soll Christus dir helfen, so mußt du nicht mit solchen Humpelwerk und solchen Puppensüuden umgehen, und aus jeglichem Bombert eine Sünde ma¬ chen". Luther schwieg und gieng nach wie vor traurig umher mit niedergeschlagenen Augen und trübem Blicke. Am Ende fiel er in eine schwere Krankheit, in der es einem alten Ordensbruder endlich gelang, sein geäng- stigtes Gewissen zu beruhigen, und ihm durch den Glau¬ ben an Jesum Christum Vergebung der Sünden zuzu¬ sichern. Mit neuem Eifer benützte Luther, nach seiner Wie¬ dergenesung, die klösterliche Einsamkeit zur Fortsetzung sei¬ ner Studien. Noch mehr ermunterte ihn dazu sein Gön¬ ner Staupitz, der die Vorzüge des Geistes nnd Her-