171 Kap. 4. Von dom Einflüsse der Heimach. dort das Hochgebirge, welches ganze Zeitalter hindurch als Grenzwand verschiedener Völker und entgegengesetzter Bildungs¬ stufen gegolten, allmählig selbst in ein eigenthümliches Kul¬ turgebiet umgeschaffen, auf welchem eine seinen umgestalteten Naturverhältnissen entsprechende Geistesbahn verfolgt wird, durch welches fortan vermittelt und verbunden wird, was bisher streng geschieden war. — Durch sie werden selbst die ungünstigsten Lokale, schmale, von Sümpfen verpestete, voll den Einbrüchen der strömenden wie der ozeanischen Gewässer- bedrohte Küstenstriche, entfernte Inseln und ifolirte Küsten- säume der Kultur gewonnen, und fördern daun, begünstigt durch historische und Lagenverhältnisse, oft auf eine überra¬ schende Weise die großartigsten Evolutionen des menschlichen Geistes. — Auf solche Weise erhält das Land der schrankenlosen geographischen und historischen Leere einen geographischen und historischen Inhalt, verliert das Land geographischcr und historischer Beschränkung und Scheidung den Charakter- einer trennenden Grenzmark zwischen Kultur und Barbarei, und wird zum Passageland, — gewinnt das einst Bedeu¬ tungslose Wichtigkeit, das einst Ifolirte Zusammenhang, — und alle Dimensionen, alle topischen und physischen Verhält¬ nisse treten in neuer, in der für ihre Würdigung allein rich¬ tigen und wahren geographischen Bedeutung auf, und wir¬ ken, dieser gemäß, auf die Gestaltung und Entwickelung aller- menschlichen Zustände und Verhältnisse zurück. — Auf diese Weise zeigt sich im Völkerleben nichts Bleibendes, als das Gesetz seiner Bewegung, und selbst dieses ist in und mit der Zeit, in und mit dem Raume der Veränderung unterworfen. — Daß sich hingegen auch oft ein umgekehrter- Erfolg zeigt, daß Länder, welche einst im Hellen Sonnenglanze der Civilisa¬ tion geleuchtet, später nur noch einen matten Schimmer der¬ selben bewahren, und oft sogar ganz in nächtiges Dunkel ver¬ sinken, dies ist eine Erscheinung, welche wiederum beweiset, daß es nicht der Naturcinfluß der Heimath allein ist, der die Schick¬ sale der Völker- bestimmt, welche darthut, daß die Entwicke¬ lung in der Zeit zuweilen nur einen sehr losen Verband mit