340 Ein Mondfinsternis) entsteht, wenn zur Zeit des Vollmonds Sonne, Erde und Mond in eine gerade Linie so zu stehen kommen, daß der Erd¬ schatten auf den Mond fällt. Wenn aber ein leuchtender Körper einen dunkeln an Größe übertrifft, so muß der letztere, wenn er von jenem be¬ schienen wird, einen zweifachen Schatten werfen: 1) einen Kernschatten; 2) einen Halbschatten. Der Kernschatteu liegt da, wo durchaus kein Lickt- strahl des leuchtenden Körpers hineindringen kann; der Halbschatten da, wohin Lichtstrahlen von nur einigen Theilen hingelangen können. Denken wir uns die Stellung der Erde zwischen Sonne und Mond zur Zeit des Vollmonds, so beträgt der Kernschatten der Erde ungefähr 186,000 Meilen, der Mond ist aber höchstens zwischen 48 — 55,000 Meilen von der Erde entfernt. Da nun noch obendrein der Durchmesser des Erdschattens in dieser Mond-Entfernung von der Erde 3 Mal so groß, als der schein¬ bare Durchmesser des Mondes ist, so muß die Mondscheibe unsern Augen verfinstert erscheinen, sobald der Mond in diesen Schatten eintritt. Es scheint, als ob dann ein dunkler Körper sich über die Mondscheibe lagere und von der Linken zur Rechten über dieselbe rücke, ohne Zweifel, weil der Mond sich schneller von W. nach O. zu bewegen scheint, als die Sonne. Aber während der stärksten Verfinsterung behält der Mond doch noch ein kupferfarbiges Aussehen, welches wahrscheinlich nur diejenigen Sonnenstrahlen hervorrufen, welche durch die Erdatmosphäre hindurch gelangen. Den An¬ fang und das Ende einer Mondfinsterniß kann man mit dem bloßen Auge wahrnehmen, genau läßt sich aber weder das eine noch das andere bestimmen, weil der Erdschatten nicht scharf genug bestimmt ist. Alle Erdbewohner, welchen der Mond ausgegangen ist, können die Mondfinsterniß auf gleiche Weise beobachten, in gleicher Größe und in dem gleichen Augenblicke, nur mit dem Unterschiede, daß sie je nach den Meridianen früher oder später in der Zeit sind. Deshalb kann mau auch die Mondfinsternisse dazu an¬ wenden, die geographischen Längen verschiedener Orte festzustellen. Wir wissen aus Erfahrung, daß innerhalb 18 Jahren 11 Tagen genau 29 Mondfinsternisse eintreten, d. h. daß nur 29 Mal der Erdschatten den Mondkörper trifft; hieraus folgt mit Bestimmtheit, daß die Erd- und Mondbahn nicht zusammenfallen (sonst müßte bei jedem Vollmond eine Mondsinsterniß stattfinden), sondern daß die Mondbahn zur Ekliptik in einem Winkel von 5° 8' geneigt ist und die Ekliptik (§ 121) in zwei Punkten, „dem auf- und absteigenden Knoten," durchschneidet. Dadurch wird bewirkt, daß der Mond meist über oder unter dem Erdschatten hin¬ weggeht, und daß Mondfinsternisse nur daun möglich sind, wenn der Mond sich in oder nahe bei einem seiner Knoten befindet. Je näher der Mond sich bei der Ekliptik befindet, desto größer wird die Verfinsterung ausfallen. Sie ist eine totale, wenn er weniger als 5*/2°, eine partiale, wenn er weniger als 91/2° vom Knotenpunkt absteht. Steht er mehr als 12° da¬ von ab, so ist eine Finsterniß unmöglich. Eine Sonnenfinsterniß entsteht, wenn zur Zeit des Neumondes der zwischen Sonne und Erde sich aufhaltende Moudkörper der Erde das Sonnenlicht entzieht. Bei einer solchen „Erdsinsterniß", wie man sich richtiger ausdrücken würde, scheint es, als ob eine schwarze Scheibe von W. nach O. auf dem Sonnenkörper sich fortbewege. Eine Sonnenfinsterniß kann nur