484 Die europäische Türke!. thut man Fleischbrühe, Geflügel oder Schöpsenfleisch dazu. Die Tische sind nicht so hochbeinig wie bei uns, sondern mehr einem großen runden Präscntirtellcr ähnlich; denn er erhebt sich nur wenige Zoll von der Erde, und hat einen niedrigen Rand. Vor jedem Gast liegt ein plattes Brot in Gestalt eines Eier¬ kuchens , und zwei Löffel. Ein Gericht wird nach dem an¬ dern aufgetragen. Ist cs flüssiger Natur, so bedient man sich der Löffel; wo nicht, so ißt man mit den Fingern. Daher wird das Fleisch in kleine Stücke geschnitten aufgetragen. Nur das Geflügel wird ganz vorgesetzt; der Hausherr zerreißt es mit den Fingern, und legt jedem Gaste ein Stück davon vor. Erst nach der Mahlzeit trinkt man Sorbet und Bier, das man aus Hirse braut, bisweilen auch wohl Wein, doch nur insgeheim. Kaffee trinkt man den ganzen Tag. Daß die ganze Famile zusammcneffe, wie bei uns, ist dort unerhört. Der Mann ißt gewöhnlich allein, und wieder die Frau mit den Kindern. Der Sultan ißt zu keiner bestimmten Stunde, sondern sobald er Appetit hat. Er sitzt mit untergeschlagenen Beinen auf einem Polster oder Teppich, hat eine große Ser¬ viette auf dem Schooße liegen; eine andere hangt ihm über den linken Arm, um sich abzuwischen; vor ihm ist der nie¬ drige silberne Tisch. Neben ihm liegen mehrere Sorten deli- cater Brötchen von Weizenmehl, mit Ziegenmilch eingerührt. Der Haushofmeister kostet die Gerichte, ehe er sie auftragt, und der Beamte, der sie auf den Tisch setzt, verrichtet dies Geschäft kniend. Beim Essen gebraucht der Sultan weder Ga¬ bel noch Messer. Junge Tauben, Hühner, Schöpsenfleisch, ge¬ kocht und gebraten, sind die Hauptgerichte, und werden mit den Fingern zerrissen; daß Pillau nicht fehlen darf, versteht sich von selbst. Pasteten und Eingemachtes wird zum Nach¬ tisch gegessen, Obst und Käse nur zum Vesperbrot. Er ißt in der Regel allein; Stumme und Possenreißer umgeben ihn; aber auch die letzteren dürfen kein Word reden, sondern müs¬ sen ihn nur durch Gebehrden und Gesichterschncidcn ergötzen. Ist er besonders gnädig, so wirft er ihnen, wie wir den Hunden, ein Stück Brot hin, das sie begierig unter sich thei¬ len. Sein gewöhnliches Getränk ist Sorbet mit Gefrorenem, das man aus dem Safte mehrerer Früchte, besonders von