14 Wie es in der Provinz Brandenburg ausfieht. Am rechten Oderufer, wo die Warthe mündet, liegt Küsirin, eine Festung. Unterhalb Schwedt, wo die Ränder des Strom- thales wieder sich höher erheben, verläßt die Oder die Mark Bran¬ denburg. Die Warthe ist unter den vielen Nebenflüffen, die der Oder von rechts und links zufließen, der größte; sie durchfließt das ganze Großherzogthum Posen, ist dessen wichtigste Wasserstraße, und an ihr liegt die Hauptstadt Posen; sie kommt aus dem Kö¬ nigreiche Polen; ihr wasserreichster Nebenfluß ist die weiter nörd¬ lich fließende Netze. Der Theil der Mark, welcher jenseits der Oder an der Warthe liegt, heißt die Neumark. 7. Pie Geschiebe in der Mark. Wohl Mancher hat in der Mark, wie auch anderwärts in der norddeutschen Tiefebene die großen und kleinen Steine auf Feldern, am Wege und im Walde gesehen — ohne sich dabei zu fragen, wie diese dahin gelangt sein mögen; man meint wohl, sie haben von Anfang der Tage da gelegen, und dem Landmanne sind sie auf seinem Felde oft rechte Steine des Anstoßes, die er gern weg haben möchte. Und doch sind sie auf eine höchst wunderbare Weise in das sandige Flachland gekommen, und obschon es nur Steine sind, so geben sie doch lautes Zeugniß, wie Gott Jahrtausende voraus mit Weisheit für seine Menschenkinder sorgt. Diese Feldsteine, welche theils einzeln verstreut, theils in Schichten und Lagern beisammen liegen und Höhenzüge bilden, daher auch Geschiebe genannt wer¬ den, sind Wandersteine. Freilich sind sie nicht so gewandert wie ein Handwerksbursche und ein Zugvogel; aber sie sind auf viel wun¬ derbarere Weise an den Ort gekommen, wo sie liegen, als ein Mensch oder Thier von einem zum andern Orte gelangt: denn sie sind weit über das Meer hergetragen worden; die Kjölen in Norwegen und Schweden sind ihre Heimath! Aber, frägst du, wie ist das zuge¬ gangen, daß Steine über das Wasser gekommen sind? Noch dazu sind es zum Theil gewaltige Granitblöcke; die größten dieser nordi¬ schen Findlinge sind unter dem Namen Markgrafen steine bei Fürstenwalde berühmt geworden, da aus einem Stücke derselben jene prachtvolle Schale gemeißelt ist, die vor dem Museum in Ber¬ lin, in der Nähe des königlichen Schlosses steht; sie wiegt 1500 Ctnr. und hat einen Umfang von 70 Fuß, so daß 42 Steinmetzen, die sie bearbeiteten, beim Frühstücke auf dem Rande sitzen konnten. Wären die Granitblöcke von den Meeresfluthen fortgewälzt wor¬ den, so hätten sie nicht die scharfen Kanten bewahrt. Nur Eis¬ schollen können sie unversehrt herübergetragen haben. Ein Eismeer, wie jetzt noch am Nordpol, hat vor Zeiten von den Gebirgen Skan- dlnaviens sich bis zu den Sudeten ausgedehnt; wo wir wohnen und fröhlich sind im Sonnenlicht, war grausiger Meeresgrund; die Fel¬