195 Hochafrika. Ocean, versteht man unter Hochafrika oder dem inneren Südafrika. Man will mit dem ersten Namen die Beschaffenheit dieses großen, jetzt mehr und mehr aus seinem Dunkel hervortretenden Landes im allge¬ meinen und im Gegensatz zur angrenzeuden Ost- und Westküste als eines Hochlandes bezeichnen. Auf diesem großen Hochplateau, welches nach dem Centrum hiu sich senkt und an den Seiten Spalten und Oeff- nuugen hat, die den Flüssen ihren Weg nach den Oceanen ermöglichen, giebt es aber auch viele Ebenen und Flach-, sogar Tiefländer und Seen, weite Strecken von fruchtbarem, mit Waldwuchs bedecktem ^pden, aus denen eine zahlreiche Bevölkerung lebt. Von den Seen zwischen dem 4° N. Br. und 10° S. B. ist der wichtigste der Victoria Nyansa oder Ukerewe-See mit der Insel Ukerewe, aus welchem der Bahr- el-Abiad oder weiße Nil als Kari nordwärts fließt, den See Luta Nzige am Nordrande durchströmt und in seinem nördlichen Laufe aus dem See Baringo den Assua, von dem östlichen Mondgebirge den Sobat und von W. den Bahr-el-Ghazal aufnimmt. Südwestlich vom Victoria Nyansa ist der schmale und lange Tanganyika. Zwischen 10 und 15" sind die Seen Nyassa und Schirwa, durch einen schmalen Landrücken getrennt, aus dem ersteren geht der Schiri in den Zambesi. Mehr im Süden unter 21" S. Br., fast in der Mitte des Tafellandes, ist der schöne, von üppiger Vegetation umgebene See Ngami, der im Flusse Tioge seinen Zufluß und ostwärts im Zuga seinen Abstuß hat. Von den benachbarten Hügelreihen erstreckt sich südwärts bis hart an die Ufer des Gariep die große Wüste Kala- häri, welche gegen O. von dem Bitschuana-Lande und gegen W. von Groß-Namaqua begrenzt wird. Sie ist nicht durchaus wasserlos und unbewohnbar. Die Kalahäri, ein Negervolk, bewohnen sie. Als Produkte sind zu erwähnen: Elephanten, Rhinozerosse, Anti¬ lopen, Büffel, Giraffen, Speisewild in Menge, Raubthiere, Strauße, Krokodile, Fische, Heuschrecken und im S. die schädlichen Tsetse-Fliegen; Dattelpalmen, Mopane oder Eisenholzbäume, Baobab und Fichten; Ge¬ treide, Wein, Kaffee, Zuckerrohr, Tabak, Hirse, Keme oder Wasserme¬ lonen und Indigo. Die Einwohner, soweit man sie nach den Mittheilungen der be¬ rühmten Reisenden Livingstone, Andersson, Burton, Speke 4 1864 und Grant kennt, gehören zur äthiopischen Ratze und theileu sich in 4 Volksstämme: Galla, Neger, Kaffern und Hottentotten. Dazu kommen die Boers (Buhrs) oder die aus Holland in Hochafrika eingewanderten Kaukasier. Nach diesen Hauptvölkern theilen wir Hoch- afrika, bis es durch Reisende, Missionäre und Handelsverbindungen näher bekannt wird, in 5 Gelände: in Galla-Länder', Neger-Län¬ der, Kaffer-Länder, Hottentotten-Länder und Republiken der Boers. l. Galla-Länder. Die Galla sind ein Volksstamm der äthiopischen Ratze, durch schönen, kräfti¬ gen Körperbau, durch Energie und kriegerischen Geist, wie durch geistige Fähig- 13*